Regionalbuch des Monats Januar 2025
Herrn Zacharias Conrad von Uffenbach Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen Holland und Engelland
Zweyter Theil. Mit Kupfern. - Frankfurt und Leipzig, 1753. - 604 Seiten, Kupferstiche ; 8°
LBO: GE II 2 a 68: 2
Von 1709 bis 1711 unternahm der Frankfurter Gelehrte Zacharias Conrad von Uffenbach (1683-1734) eine Reise durch die Niederlande und Norddeutschland und verfasste darüber einen dreibändigen Reisebericht. Ende März 1710 erreichte er auch Oldenburg. Im zweiten Band seines Reiseberichts äußert sich Uffenbach nicht einhellig positiv über die Stadt. Zur historischen Einordnung: Nach dem Tode des letzten Oldenburger Grafen Anton Günther 1667 fiel Oldenburg in einen Dornröschenschlaf; der Glanz der einstigen Residenzstadt verflog, vor allem auch durch den großen Stadtbrand 1676. So nimmt es nicht wunder, dass Oldenburg zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus der Sicht Uffenbachs von einer gewissen Trostlosigkeit geprägt war, die er sich deutlich zu schildern erkühnt, wenn er schreibt (Bd. 2, S. 217f.):
„Im Durchfahren merkten wir gar bald, daß […] dannoch wenig allhier würde zu sehen und zu thun seyn. […] Den 29. Martii morgens giengen wir erstlich in die Haupt-Kirch St. Lamperti, diese aber ist vor eine Haupt-Kirche auch hauptschlecht. Sie ist nicht gar groß, weit und hoch, auch nichts darinnen merkwürdiges, als bey dem Altar zwey Monumenta, beyde von Alabaster und Marmor von mittelmäßiger Arbeit und Zierde. Das erste, so das größte und schönste, war von Anton Günther, Grafen zu Oldenburg, mit seiner Gemahlin Sophia Catharina […]. Von hier giengen wir in das gleich dahinter gelegene Alte Schloß, so aber zimlich verfallen, und woran auch ganz nichts zu sehen war.“
Uffenbach entstammte einer alteingesessenen Frankfurter Patrizierfamilie und studierte Rechtswissenschaften in Straßburg und Halle, wo er im Jahre 1702 promoviert wurde. Nach der Promotion unternahm er zunächst eine ausgedehnte Reise durch Mitteldeutschland. Die Reise durch Norddeutschland, die Niederlande bis nach Großbritannien schloss sich einige Jahre später an.
Dass es für Uffenbach, wie er schreibt, im Schloss „nichts zu sehen“ gab, bezieht sich hauptsächlich auf die nicht mehr im Schloss vorhandene Bibliothek, wie er im Folgenden ausführt. Die Schlossbibliothek wurde v.a. zur Regierungszeit Graf Anton Günthers angelegt und kam einige Jahre nach dessen Tod 1667 an den Hof seines unehelichen Sohns Anton I. von Aldenburg nach Varel, war also zum Zeitpunkt des Besuchs Uffenbachs in Oldenburg bereits nicht mehr dort. Uffenbach schenkt diesem Umstand vor allem deswegen breite Erwähnung, weil ein wichtiger Zweck seiner Reisen das Sammeln von Büchern war. Nachdem er 1711 von seiner zweijährigen Reise nach Frankfurt zurückkehrte, war seine Privatbibliothek auf nicht weniger als zwölftausend Bände angewachsen.
Uffenbach bekleidete hohe Ämter in der Reichsstadt Frankfurt. Seine letzten Jahre waren von Krankheit und familiären Schicksalsschlägen überschattet. Sein umfangreicher Nachlass ist zum Teil erhalten und wird u.a. in der Universitätsbibliothek Frankfurt sowie in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg verwahrt.
Literatur (Auswahl):
- Bader, Bernd: Mäzene, Künstler, Kunstsammler. Exlibris der Universitätsbibliothek Gießen (Berichte und Arbeiten aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv Gießen, Bd. 57), Gießen 2007, online unter: https://jlupub.ub.uni-giessen.de/server/api/core/bitstreams/625d7d7c-3d59-48bc-8cd9-dcaf6c2257ce/content
- Friedrich, Markus; Müller, Monika E.: Zacharias Konrad von Uffenbach. Büchersammler und Polyhistor in der Gelehrtenkultur um 1700, Berlin/Boston 2020.
- Jung, Rudolf: Uffenbach, Zacharias Konrad von, in: Allgemeinde Deutsche Biographie, Bd. 39. (1895), S. 135-137.
- Lübbing, Hermann: Oldenburg. Eine feine Stadt am Wasser Hunte, Oldenburg 51990, S. 45f.