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Regionalbuch des Monats im Archiv


Regionalbuch des Monats im Archiv  2023 2022


2023

Februar:

Zeichnung von Friedrich Trentepohl Flora Oldenburgica / Johann Friedrich Trentepohl.
Drei handschriftliche Bände nebst einem Band mit Pflanzenzeichnungen
Oldenburg, ca. 1800.
LBO: CIM I 88 γγ 1-3 (Beschreibungsbände), CIM I 88 ιιι (Zeichnungsband)

Was haben Charles Darwin und Gregor Mendel gemeinsam? Beide waren im Brotberuf Geistliche und haben sich im Bereich der Naturwissenschaften bleibende Verdienste erworben. Zum Kreise der theologisch und naturwissenschaftlich Doppelbegabten zählt auch der gebürtige Oldenburger Johann Friedrich Trentepohl (1743-1806). Nach seinem Theologiestudium in Leipzig und anschließender Hauslehrertätigkeit war er für die meiste Zeit seines Lebens als Pastor in der Wesermarsch tätig, zuletzt in Oldenbrok. Neben seiner Pastorentätigkeit erforschte er die Pflanzenwelt seiner Umgebung. Eindrucksvolles Ergebnis seiner Forschung ist die "Flora Oldenburgica" - handschriftliche Aufzeichnungen über die heimische Pflanzenwelt in lateinischer Sprache. Anlässlich des 275. Geburtstages von Johann Friedrich Trentepohl am 17. Februar ist die "Flora Oldenburgica" das aktuelle Regionalbuch des Monats der Landesbibliothek Oldenburg.

Trentepohls bleibende Bedeutung für die regionale Naturwissenschaftsgeschichte liegt in der systematischen Beschreibung der Pflanzenwelt des Oldenburger Landes. Vor diesem Hintergrund wäre es nicht unangebracht, ihn als oldenburgischen Linné zu bezeichnen. Als Anerkennung seiner Leistungen trägt die Grünalgenart Trentepohlia seinen Namen.

Der Oldenburger Lehrer Karl Hagena übersetzte Trentepohls Aufzeichnungen einige Jahre nach dessen Tode als "Trentepohls Oldenburgische Flora zu Gebrauch für Schulen und beim Selbstunterricht" ins Deutsche. Damit sorgte er für die Verbreitung des Werks auch bei Gesellschaftsschichten, die der Gelehrtensprache Latein nicht mächtig waren. Da, wo sie ihm bekannt waren, ergänzte Hagena die Pflanzennamen mit plattdeutschen Bezeichnungen, was den Anspruch auf Erreichen breiter Bevölkerungsschichten unterstreicht.

Eine erweiterte Version der Flora Oldenburgica wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Rudolph Heinrich Kelp besorgt und befindet sich als Handschrift im Besitz der Landesbibliothek (Signatur: CIM I 88 AA). Sie ist als Digitalisat unter folgender Adresse verfügbar:
https://digital.lb-oldenburg.de/urn/urn:nbn:de:gbv:45:1-93875

Weiterführende Literatur:

  • Becker, Carola: Johann Friedrich Trentepohl (1748-1806)
    in: Dies. (Hrsg.): Begeisterung für die Vielfalt der Natur
    Oldenburg 2014, S. 79-82.
  • Büsing, Wolfgang: Der botanisierende Pastor. Die Familie Trentepohl im Oldenburgischen
    in: Der Oldenburgische Hauskalender oder Hausfreund 165 (1991), S. 65-68.
Januar:
Buchcover von 'Amalie - 1818-1875'

"Amalie : 1818 - 1875 ; Herzogin von Oldenburg, Königin von Griechenland" / (Hrsg.) Kunst- und Kulturkreis Rastede e.V. (Palais Rastede)

Wussten Sie, dass eine Oldenburgerin einmal Königin von Griechenland war? Amalie, Tochter des Oldenburger Großherzogs Paul Friedrich August, wurde durch Heirat mit König Otto I. aus dem Hause Wittelsbach im Jahre 1836 erste Königin des neuerrichteten Königreichs Griechenland. Sie war die Widmungsempfängerin des aktuellen Regionalbuchs des Monats. Es handelt sich um die griechische Übersetzung einer Geschichte Oldenburgs von Heinrich Fortmann aus dem Jahre 1836.

Die Liebe zu Griechenland, vor allem zu den kulturellen Errungenschaften der griechischen Antike, entsprach dem Zeitgeschmack des frühen 19. Jahrhunderts. Mit der Begeisterung für das kulturelle Erbe des Altertums – dem Philhellenismus – ging die von den europäischen Großmächten geförderte Befreiung Griechenlands von der osmanischen Herrschaft einher.

Die dynastischen Bezüge zwischen dem griechischen und dem oldenburgischen Herrscherhaus legten es nahe, den "Abriß der Oldenburgischen Geschichte bis auf unsere Zeit für den Bürger und Landmann" von Heinrich Fortmann ins Griechische zu übersetzen. Der Übersetzer, Chrestos Melingos, widmete sein Werk Königin Amalie. Die Landesbibliothek ist im Besitz eines Exemplars der "Historia tes Oldembourges" mit einem goldverzierten Prachteinband.

Der Titel von Fortmanns "Abriß der Oldenburgischen Geschichte bis auf unsere Zeit für den Bürger und Landmann" ist Programm: Nachdem bis in das 18. Jahrhundert hinein Geschichte kaum etwas anderes als Geschichte von Dynastien war, erweitert sich der historiographische Horizont im Zuge der Aufklärung Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Vorreiter der oldenburgischen Geschichtsschreibung mit einer solchen Ausrichtung war zweifelsohne Gerhard Anton von Halems dreibändige "Geschichte des Herzogthums Oldenburg" (1794-1796) die weniger eine Geschichte von Herrschern als vielmehr die "Erzählung der Begebenheiten unsrer nächsten Angehörigen" darstellen soll. In dieser Tradition bewegt sich auch Heinrich Fortmann, wenn er sich laut Vorwort seines Werkes anschickt, die "Geschichte eines Volkes" niederzuschreiben.

Das Oldenburger Exemplar der Ἱστορία τῆς Ὁλδεμβούργης ("Historia tes Oldembourges") weist einen goldberandeten Schmuckeinband auf, der auf dem Deckel mit einer Krone und dem Schriftzug AMAΛIA (Amalie mit griechischer Endung), der Widmungsempfängerin verziert wird. Auf der Titelseite findet sich eine handschriftliche Widmung des Übersetzers Melingos an Alexander von Rennenkampff, den Kammerherrn des Großherzogs Paul Friedrich August.

Gleichwohl war die mit dreißig Jahren recht lange Regierungszeit des ersten griechischen Königs Otto alles andere als frei von Turbulenzen: Das im Vorwort von Fortmanns Geschichte erwähnte Verhältnis von Volk und Dynastie musste in Griechenland anders bewertet werden als in Oldenburg: Hier stand eine international verflochtene, mächtige Dynastie einem Volk gegenüber, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts erst allmählich aus dem provinziellen Dornröschenschlaf erwachte. Griechenland indes war im 19. Jahrhundert einerseits Sehnsuchtsort all derer, die sich von der Mode des Philhellenismus anstecken ließen, andererseits Spielball der Großmächte und insofern direkter wie indirekter Schauplatz zahlreicher Interessenkonflikte. Aus dieser Situation musste König Otto schließlich die Konsequenzen ziehen und wurde 1862 zur Abdankung gezwungen. Schweren Herzens musste das Königspaar Griechenland verlassen.

Während der Regentschaft ihres Mannes kümmerte sich Königin Amalie vor allem um die Gartenanlagen der königlichen Paläste und soll die Uniform der Palastwache, der Evzonen, entworfen haben. Die Uniform der Evzonen, die seit Abschaffung der Monarchie Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr den königlichen Palast, sondern das Grab des unbekannten Soldaten bewachen, hat sich in Grundzügen bis heute nicht verändert.

Wer sich näher für das Leben von Königin Amalie interessiert, sei auf folgende Publikationen verwiesen:
Niemöller, Gisela:
Die Engelinnen im Schloß : eine Annäherung an Cäcilie, Amalie und Friederike von Oldenburg / Gisela Niemöller.
Oldenburg : Isensee, 1997.
162 S. : Ill. - ISBN 3-89598-463-9
LBO: 97-6833 ; 98-1055

Amalie : 1818 - 1875 ; Herzogin von Oldenburg, Königin von Griechenland / (Hrsg.) Kunst- und Kulturkreis Rastede e.V. (Palais Rastede)
Oldenburg : Isensee, 2004.
195 S. : zahlr. Ill., Kt. - ISBN 3-89995-122-0
(Kultur im Palais ; Bd. 2)
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung 2004 im Palais Rastede
LBO: 4-04-0512 ; 4-04-1332 ; 4-04-1361



2022

Dezember:
Titelseite von Conrad Joachim Ummen: Die mit Thränen verknüpffte Weynachts-Freude Jeverlandes

Conrad Joachim Ummen: "Die mit Thränen verknüpffte Weynachts-Freude Jeverlandes" (1718)

In diesem Monat steht ein historisches Ereignis im Fokus der Ausstellung "Regionalbuch des Monats":
Die Weihnachtsflut von 1717, der zahlreiche Menschenleben zum Opfer fielen und die den gesamten Verlauf der Küstenlinie Nordwestdeutschlands nachhaltig veränderte. Eine der wichtigsten zeitgenössischen Quellen der Flut zumindest für das Oldenburger Land ist "Die mit Thränen verknüpffte Weynachts-Freude Jeverlandes" des Jeveraner Pastors Conrad Joachim Ummen von 1718. Ummen beschreibt in Versen den Verlauf der Naturkatastrophe und bemüht sich um theologische Einordnung des Geschehens. Zu dieser theologischen Perspektive aus heutiger Sicht in einem bemerkenswerten Gegensatz stehen zahlreiche ausführliche Angaben in den Fußnoten zu Todesopfern und verendetem Vieh sowie zu zerstörten Häusern und Deichen.
Das Buch ist auch als Digitalisat in den digitalen Sammlungen der Landesbibliothek verfügbar:
https://nbn-resolving.org/html/urn:nbn:de:gbv:45:1-4082



November:
Buchcover von Oswald Andrae: Werkstattgerüchte

Oswald Andrae (1926-1997): "Werkstattgerüchte"

Andrae kann als einer der renommiertesten plattdeutschen Schriftsteller der Region gelten. Ihm gelang es mehr als einmal, mit seinen Werken den öffentlichen Diskurs erheblich zu beeinflussen.

Die "Werkstattgerüchte" von Oswald Andrae stechen in zweierlei Hinsicht aus dem Werk des Autors heraus: Sie sind in hochdeutscher Sprache verfasst, und sie thematisieren den Brotberuf des Autors, nämlich den des Optikers.

Auf den ersten Blick könnte man die "Werkstattgerüchte" für ein Brevier für den angehenden Optikermeister halten. In Wahrheit sind sie jedoch eine Sammlung von Kurz- bis Kürzesttexten, in der Fachbegriffe des Optikerberufs zum Gegenstand für Satire und Spott gemacht werden.



Stand: 28.02.2023  Pfeil nach oben