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Veranstaltungen im Archiv

Ricardo Fuhrmann, Daniel Jelin

Ausstellung 15.03.2018 - 25.04.2018

"Verboten für Männer unter 30 Jahren"

im Rahmen des Kunstprojekts
Ostfriesland-Haggadah
von Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin

Seit 2012 arbeiten die Künstler Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin an dem Kunstprojekt "Ostfriesland-Haggadah". Unterstützt werden sie von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Ostfriesland (DIGO).

Das Gesamtprojekt besteht aus drei Phasen mit je verschiedener künstlerischer Realisierung.

Zunächst wurde eine Wanderausstellung mit experimentellen Kunstwerken geschaffen, alle inspiriert durch die Themen des jüdischen Buches Haggada. Die Haggada ist seit Jahrhunderten das meist illustrierte Buch im Judentum. Es handelt sich um eine Zusammenstellung von biblischen Texten, Gebeten, Liedern und Psalmen auf Hebräisch und Aramäisch. Das Buch wird zum jüdischen Pessach-Fest gelesen und erinnert an den Auszug der Hebräer aus Ägypten.

Die Wanderausstellung wurde an zahlreichen Orten gezeigt und weckte großes Interesse. Auf Einladung des israelischen Parlaments wurde das Projekt mit einer Auswahl der Kunstwerke im Mai 2014 in der Knesset in Jerusalem präsentiert.

Zusammen mit dem Verlag Hentrich und Hentrich (Berlin) entstand in der zweiten Phase des Projektes die Idee, eine gedruckte Haggada ganz neu zu gestalten und herauszugeben. Im März 2017 wurde "Die Haggada, die aus Ostfriesland kommt" vorgestellt. Der Titel nimmt die Tradition auf, Haggada-Ausgaben nach dem Ort ihrer Entstehung zu benennen.

Die gedruckte Haggada wurde zu einer Überraschung. Beide Künstler eröffnen eine völlig unerwartete Perspektive auf den alten Text. Ihre künstlerische Expedition führt den Leser an längst bekannte Orte der Haggada und zugleich in ihre geheimnisvollen Schlupfwinkel, in denen die eindringliche Poesie des Textes und seine spielerischen Facetten aufscheinen. Das Buch ist eine Einladung zu neugieriger Lektüre des traditionellen Textes.

Ricardo Fuhrmann, Daniel Jelin: Das Kind, das nicht einmal zu fragen versteht, versucht doch zu fragenDie Ausstellung in der Landesbibliothek Oldenburg markiert die dritte und letzte Phase des Kunstprojektes. Neu vorgestellt wird ein Künstlerbuch zum Hohelied Salomos (SchirHaschirim). Der Titel der Ausstellung "Verboten für Männer unter 30 Jahren" nimmt Bezug auf eine alte Empfehlung von orthodoxen Rabbinern, bei der Lesung des Hoheliedes wegen seines explizit erotischen Inhaltes keine Männer unter 30 Jahren zuzulassen.

Die Lesung des Hoheliedes, Teil des jüdischen biblischen Kanons, gehört zu den Traditionen des Pessach-Festes. Man liest den Text in der Synagoge in der Woche der Pessach-Feier (Schabbat Chol Hamoed), am Vormittag des Shabbat, bevor man die Thora liest. Ebenso gibt es den Brauch in einigen Gemeinden, das Hohelied am ersten Sederabend zu Hause zu lesen. Leider hat diese Tradition im Laufe der Zeit an Kraft verloren. Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin wollen mit ihrem Künstlerbuch dazu beitragen diesen Brauch zu beleben. Die Lektüre des Hoheliedes ist für sie eine transzendente Erfahrung. Sie lassen sich ein auf die faszinierende Geschichte des Buches mit den vielen kontroversen Deutungsversuchen.

Ricardo Fuhrmann, Daniel Jelin: Die Keará (Sederteller)Mit der künstlerischen Gestaltung des Hoheliedes wird das Kunstprojekt zur Pessach-Feier abgerundet und abgeschlossen. Die Frage, die die beiden Künstler zu dieser Arbeit motiviert hat, lautet: Kann ein Künstlerbuch mit seiner Sinnlichkeit und Haptik dazu beitragen, den alten Brauch wieder aufzunehmen und den Sederabend mit einer Lesung des Hoheliedes zu bereichern?

Mit dieser Frage beenden die Künstler die letzte Etappe ihres Arbeitsprozesses.

Die Ausstellung in der Landesbibliothek Oldenburg stellt das Gesamtprojekt "Ostfriesland-Haggadah" in den Jahren seiner kreativen Entwicklung vor. Neben dem erstmals präsentierten Künstlerbuch werden Werke aus der Wanderausstellung sowie die gedruckte Haggada gezeigt. Die Kunstwerke der Wanderausstellung wurden 2017 durch die Deutsch-Israelische Gesellschaft Ostfriesland und die beiden Künstler dem Kunsthaus Leer gestiftet.

Die Arbeit der beiden Künstler wurde in allen drei Phasen des Projektes inspiriert durch die Tradition der Chavruta, dem Lernen der Thora zu zweit. Im gemeinschaftlichen Lesen und Besprechen werden dabei die überlieferten Texte mit allen Sinnen und intellektuellen Fähigkeiten neu befragt. Dieses Prinzip haben Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin auf die konkrete künstlerische Gestaltung übertragen. Jedes einzelne Objekt ist das Ergebnis gemeinsamer Arbeit.

Ricardo Fuhrmann, Daniel Jelin: Verstecktes Zitat2017 sind Wolfgang Freitag, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Ostfriesland, sowie Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin für ihre Arbeit an dem Projekt "Ostfriesland-Haggadah" mit dem Niedersächsischen Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden.

Eröffnung
am Donnerstag, 15. März 2018 um 19.00 Uhr

Begrüßung
Corinna Roeder, Landesbibliothek Oldenburg

Grußwort
Wolfgang Freitag, Deutsch-Israelische Gesellschaft Ostfriesland

Haggadah, Hohelied und Pessach-Fest
Rabbinerin Alina Treiger, Jüdische Gemeinde Oldenburg

Einführung in die Ausstellung
Ricardo Fuhrmann


 

Ricardo Fuhrmann, Daniel Jelin: Der Ursprung der Dunkelheit  Ricardo Fuhrmann, Daniel Jelin: Spur des Hagels  Ricardo Fuhrmann, Daniel Jelin: Das Stottern von Moses

Öffentliche Führung
Mittwoch, 28. März 2018 und
Mittwoch, 11. April 2018,
Montag, 23. April 2018
jeweils 17.30 Uhr
durch Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin

Öffentliche Führungen

Finissage mit Künstlerführung am Welttag des Buches
am Montag, 23. April 2018, 17.30 Uhr