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Veranstaltungen im Archiv

Zur Standortbestimmung des Digitalen in den historischen Hermeneutik(en)

Vortrag von
Prof. Dr. Charlotte Schubert am Dienstag, 04. Juni 2019, 19.00 Uhr
Landesbibliothek, Pferdemarkt 15, Oldenburg

Der allwissende Algorithmus, der alle Probleme löst, alles kennt und weiß und so die Wissenschaftlerin ersetzen kann, ist ein Popanz und wird heute wohl auch von überzeugten KI-Forscherinnen nicht mehr vertreten. Aber die algorithmengesteuerte Auswahl und Vorauswahl bei Suchanfragen, bei einer Angebotserstellung über die Controlling-Abteilung durch automatisierte Margenoptimierung und bei der personalisierten Werbung verweisen sehr deutlich auf eine Entwicklung, die es nötig macht, die neuen "Werkzeuge des Historikers" (A. von Brandt) in ihrer Wirksamkeit einer kritischen Analyse zu unterziehen. Dabei geht es insbesondere um die Bedeutung der Hermeneutik. In den Suchalgorithmen, Filtertechnologien, Sortiermöglichkeiten liegen mathematische Handlungsvorschriften für die Lösung von Problemen. Dies allein verweist schon darauf, daß es sich bei der Anwendung dieser Handlungsvorschriften gar nicht um datengetriebene Forschung handeln kann (wie aber immer propagiert wird), sondern immer um hypothesengetriebene Forschung und/oder zweckgerichtete Anwendung. Die Herausforderung besteht nun darin, eine sich beschleunigt entwickelnde Praxis theoretisch zu begründen und kritisch zu systematisieren.

Der Vortrag wird dies exemplarisch an einigen ausgewählten Beispielen von heute gängigen Anwendungen der Digital Humanities (Kookkurrenzsuche anhand von N-Grammen, Paraphrasensuche mit Word2Vec, Netzwerkvisualisierung mit Gephi) erläutern.