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Veranstaltungen im Archiv

Ausstellungsillustration, Leitmotiv Ausstellung 25.11.2022 – 21.01.2023, verlängert bis 18.02.2023

LESELAND DDR

Eine Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur von Stefan Wolle

Sie kennen ihn auch, den geheimnisvollen Duft alter Bücher, der einem beim Öffnen verstaubter Kisten entgegenkommt, oder beim Besuch eines verwinkelten Antiquariats. Ein Duft, der an fast vergessene Geschichten erinnert, die beim Blättern durch die Bücher zum Leben erweckt werden.
Ihren Geruchssinn vermag die neue Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nicht anzusprechen. Dafür laden die 20 Ausstellungstafeln mit Texten, Bildern und Videos zu einer anschaulichen Zeitreise durch das Leseland DDR ein.

Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem gefilzt wurden. Leseland DDR erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten.
Die Ausstellung führt auch in die Welt der Krimis, Märchen und Science-Fiction ein, sie berichtet von der Literatur aus der Sowjetunion, den schreibenden Arbeitern des sozialistischen Realismus, und lässt die Besucherinnen und Besucher in alte Kochbücher blicken. Die Schau wirft Schlaglichter auf die grenzüberschreitende Kraft, die die deutsch-deutschen Schriftstellerkontakte, das Radio und Fernsehen, aber auch die Bücher entfalteten, die Weltreisen über die Mauern des Landes hinweg ermöglichten. Mit den Schriftstellerinnen und Schriftstellern in der Friedlichen Revolution und der DDR als Thema in der Gegenwartsliteratur endet die Zeitreise.
Leseland DDR ist ein Beitrag zur Kulturgeschichte der SED-Diktatur. Die Ausstellung ist zugleich eine Anregung für Jung und Alt, nach ihrem Besuch die alten Bücher aufzuschlagen, um die Geschichte der DDR im Spiegel ihrer Literatur (neu) zu erkunden.

Stefan Wolle: Leseland DDR
Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung
Metropol-Verlag,
ISBN 978-3-86331-674-7, 12,00 €

Podcast auf Oldenburg Eins mit
Dr. Stefan Wolle: Leseland DDR

Ausstellungsillustration Eröffnung:
am Donnerstag, 24.11.2022, um 19.00 Uhr

Einführungsvortrag zur Ausstellung im Rahmen der Eröffnung:
Prof. Dr. Siegfried Lokatis
Zeithistoriker und Buchwissenschaftler
am Donnerstag, 24. November 2022,
um 19.00 Uhr,
im Vortragraum der Landesbibliothek

Prof. Dr. Siegfried Lokatis ist Zeithistoriker und hatte bis 2022 den Lehrstuhl für Buchwissenschaft an der Universität Leipzig inne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Verlags- und Buchhandelsgeschichte der DDR und des Dritten Reichs.

Vortrag:
Dr. Stefan Wolle,
(Wissenschaftlicher Leiter des DDR Museums (Berlin))
"Giftschrank, Zensur und Bückware - Bücher in der DDR"
am Dienstag, 12. Januar 2023,
um 19.00 Uhr,
im Vortragraum der Landesbibliothek

Vortrag
Dr. Michael Weichenhan
"... eine Zeit der neuen Klassik ist angebrochen". Zur Rolle von "Klassikern" in der DDR
am Donnerstag, 02. Februar 2023,
um 19.00 Uhr

Politisch verstand sich die sozialistische DDR als Avantgarde, literarisch hingegen orientierte sie sich am Traditionellen, allen voran an Schiller und Goethe. Johannes R. Becher bestimmte die Kulturpolitik der DDR maßgeblich und richtete sie auf die Weimarer Klassik aus, freilich "im Zeichen der Internationale des sozialistischen Realismus". Jenseits der Klassenzugehörigkeit, deren sich Gegenwartsautoren bewusst zu sein hatten, pflegte die DDR im Rahmen der sogenannten "Erbaneignung" programmatisch die Verbreitung "bürgerlicher" Autoren, neben Goethe und Schiller standen Kleist, Büchner, Fontane bis hin zu Thomas Mann hoch im Kurs. Der Leserschaft bot diese Wertschätzung eine willkommene Entlastung von der Propaganda; Probleme der Gegenwart ließen sich im Gewand alter Texte reflektieren, sowohl von Autoren als auch vom Publikum. Obwohl die DDR kein humanistisches Gymnasium kannte, erfreuten sich antike Stoffe großer Beliebtheit, denn über unfähige Bonzen ließ sich sprechen, waren sie im Alten Rom angesiedelt. Antike Figuren wie Kassandra wurden zum Sprachrohr des Feminismus. Der Vortrag wird, ausgehend von eigenen Lektüreerfahrungen unter den Bedingungen der DDR, der Bedeutung "klassischer" Texte für Deutungen der Gegenwart zwischen Selbstvergewisserung und Kritik, zwischen Kulturpolitik und subversiver Lektüre nachgehen.

Dr. Michael Weichenhan (1965) studierte in der DDR Theologie, später u.a. Klassische Philologie und Geschichte der Naturwissenschaften, promovierte über ein astronomiegeschichtliches Thema und ist gegenwärtig an dem Editionsprojekt "Die sozinianischen Briefwechsel" an der Johannes a LascoBibliothek Emden beschäftigt.


Der Eintritt ist frei.


Eine Ausstellung der


Ausstellungsillustration

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