Ausstellung 13.09.2006 - 11.11.2006
Was haben 20 Rezepte für köstliches Backwerk, ein Heft zur Frage Warum nicht ein Musikinstrument? und Werbung für das Waschmittel Persil gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht sehr viel. Doch schlägt man die Hefte auf, stößt man auf ganz andere Inhalte. Sie dienten verschiedenen Widerstandsgruppen zur Tarnung ihrer Propaganda gegen die Nationalsozialisten. Die Landesbibliothek Oldenburg präsentiert eine Sammlung von Tarnschriften aus den Jahren 1933-1945, die aus dem Bestand der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover stammen. Anhand vielfältiger Originalbeispiele wird deutlich, mit welchen Ideen, mit welchem Mut und Fleiß es Kommunisten, Christen und anderen oppositionellen Gruppen gelungen ist, die nationalsozialistische Zensur zu umgehen und ihre illegalen Botschaften zu verbreiten. Dazu nutzten sie mit Erfolg Werbemittel oder vertraute Buchreihen wie Reclams Universal-Bibliothek. Diese Aufmachung sowie ein kleines Format ermöglichten eine unauffällige und weite Verbreitung, doch sind heute nur wenige Exemplare erhalten. Teilen der Nationalsozialisten war die Bedeutung der Schriften im getarnten Gewande früh bewusst. Im November 1933 erachtete der Völkische Beobachter Tarnschriften für "erheblich gefährlicher und wichtiger" als politische Widerstandstexte, die Emigranten im Ausland veröffentlichten. Alleine 1938 wurden 28.000 Exemplare beschlagnahmt. Heute schätzt man, dass 800 verschiedene Tarnschriften im Zeitraum 1933-1945 gedruckt wurden.
Klicken Sie auf die Abbildung der Titelseite, um Auszüge aus dem Inhalt der jeweiligen Tarnschrift zu sehen:
Eröffnung:
Donnerstag, den 13.09.2006,
19.00 Uhr
Einführung:
Dr. Georg Ruppelt,
Leitender Bibliotheksdirektor der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover