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 Hermann Hesse, um 1943. Foto Martin Hesse (DLA Marbach)

 Hermann Hesse beim Bocciaspiel. Montagnola, Juli 1935. Foto Martin Hesse (Martin Hesse Erben)

 Hermann Hesse. Montagnola, 30er Jahre. Foto Martin Hesse (DLA Marbach)

Ein Panzer gegen die hässliche Zeit
Hesses "Glasperlenspiel" im "Dritten Reich"

Nach einer Ausstellung des Hesse Museums Gaienhofen

An Hermann Hesses (1877-1962) "Glasperlenspiel" verzweifeln heute nicht nur die meisten der zahlreichen Hesse-Leserinnen und -Leser. Auch die Literaturwissenschaft reizt es zu teils völlig widersprüchlichen Interpretationen. Dabei wird ein entscheidender Schlüssel zum Verständnis des Romans zumeist übersehen: Dass Hesse und sein Verleger Peter Suhrkamp "Das Glasperlenspiel" 1942 ganz bewusst inmitten des "Dritten Reiches" herausbringen wollten - als ein Bekenntnis, das von der Kraft des Gewissens in dürftiger Zeit erzählt. Veranlasst von den zeitgeschichtlichen Zwängen zieht Hesse mit dem "Glasperlenspiel" das humanistische Fazit seiner Werkbiographie und versucht Millimeter für Millimeter die politische Reichweite seiner künstlerischen Arbeit zu bestimmen. Die NS-Behörden indes verweigerten die Druckgenehmigung, so dass der Roman 1943 nur in kleiner Auflage in der Schweiz und erst 1946 in Deutschland erscheinen konnte. Zudem druckten nach Kriegsbeginn die von der NSDAP gelenkten Besatzungszeitungen unzählige ältere Texte Hesses ungefragt nach. Die Vielzahl dieser Abdrucke war bis vor kurzem unbekannt, doch dass sie damals wahrgenommen wurden und Hesse kompromittierten, hatte sich bereits 1946 bei der Nobelpreisverleihung gezeigt.
Die neu konzipierte Ausstellung rekonstruiert nun erstmals die eminent politische Dimension der "Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht" und schließt so mit neuen Erkenntnissen an die Ausstellung der Landesbibliothek Oldenburg über Peter Suhrkamp an.

Die Ausstellung wird kuratiert von Lutz Dittrich (Berlin). Herr Dittrich war viele Jahre lang Projektleiter am Berliner Literaturhaus, realisierte zahlreiche Literaturausstellungen, die im In- und Ausland gezeigt wurden, und arbeitet nunmehr u.a. als freier Kurator und Produktionsleiter.

Ausstellungseröffnung
am Mittwoch, 5. Februar 2020, um 19.00 Uhr
mit einer Einführung von Lutz Dittrich (Berlin)

Öffentliche Führung
mit dem Kurator Lutz Dittrich
am Donnerstag, 27. Februar 2020, um 18.00 Uhr
mit einer Einführung von Lutz Dittrich (Berlin)

Zur Ausstellung ist ein Begleitheft erschienen:
Zwischen den Fronten.
Der Glasperlenspieler Hermann Hesse,
hrsg. von Lutz Dittrich. Berlin, 2017.
ISBN 978-3-926433-57-2
12.- €



Der Eintritt ist frei.