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Programm der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft 2022

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Sonnabend, den 08. Oktober 2022, 9.00 – 16.30 Uhr
Tagesexkursion nach Jever
mit Führung durch die Bibliothek des Mariengymnasiums und das Schlossmuseum

Die Oldenburgische Bibliotheksgesellschaft veranstaltet am Sonnabend, den 8. Oktober 2022, eine Tagesexkursion mit dem Zielort Jever. Dort werden sowohl die Bibliothek des Mariengymnasiums als auch das Schlossmuseum erkundet werden können. Geführt werden die Teilnehmer*innen durch Dr. Anja Belemann-Smit, Leiterin der Bibliothek des Mariengymnasiums, und Dr. Antje Sander, Direktorin des Schlossmuseums Jever.

Bibliothek des Mariengymnasiums Jever Die Bibliothek des Mariengymnasiums Jever ist neben der Landesbibliothek die bedeutendste des Oldenburger Landes, weil nur hier umfangreiche Bestände aus der Gründungsphase und der Zerbster Fürstenzeit bis Ende des 18. Jahrhunderts erhalten und zugänglich sind. Als Stiftung Fräulein Maria von Jevers ist diese Bibliothek sogar noch älter als das 1573 gegründete Gymnasium, in dessen Erd-geschossräumen sie jetzt eine repräsentative und nutzerfreundliche Aufstellung gefunden hat. Ihr Charakter als eine Schulbibliothek, die hauptsächlich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen genutzt wird, wird gedoppelt durch diese Alte Bibliothek, deren Altbestand in die Renaissance zurückreicht und von Fräulein Maria seit den mittleren Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts unter beträchtlichem Kostenaufwand fortlaufend erweitert worden ist. Ihr erster Bibliotheksdirektor Remmer von Seediek begeisterte sie und sich selbst von der ersten Welle von Druckerzeugnissen in deutscher Sprache. Beide hinterließen der Region ihr reiches kulturelles Erbe darin.
Mariengymnasium JeverAuch Johann Ludwig von Anhalt-Zerbst organisierte als Nachfolger der Oldenburger Grafen seitens des Zerbster Fürstenhauses den Fortbestand und das beträchtliche Wachstum dieser Schlossbibliothek maßgeblich aus seinem Eigenbesitz, ehe sie 1818 auf Entschluss Herzog Peter Friedrich Ludwigs endgültig in den Besitz des Gymnasiums überging, jener Lehranstalt und ihrer Lehrer, die diese Bibliothek am intensivsten genutzt hatten. Der hervorragende Aufklärer und Schulpädagoge Christian Heinrich Wolke hat durch seine Schenkung von 200 wertvollen Büchern 1802 diese folgenreiche Umwidmung zur Institution des Mariengymnasiums bewirkt, deren Eigentümer der Landkreis Friesland ist. Weitere maßgebliche Schenkungen wie als letzte die besonders umfangreiche Jürgens-Bibliothek, die aufgrund maßgeblicher Zusatzförderung durch die Oldenburgische Landschaft künftig eine repräsentative Aufstellung innerhalb des Lesesaalbereiches nehmen wird, haben den Bibliotheksbestand der alten Bücher weiter umfassend bereichern können.
Heute verfügt diese historische Bibliothek des Landkreises Friesland über zehntausend, teils unermessliche Bücherschätze der vergangenen Jahrhunderte, die der Öffentlichkeit für Forschung und Studien jederzeit zugänglich gemacht werden sollen. Eine Auswahl ihrer Bücher wird anlässlich unserer Führung direkt zugänglich gemacht. Alle diese Bücherschätze sind wissenschaftlich erschlossen und jüngst durch eine repräsentative Buchpublikation mit außergewöhnlich schönem Bildmaterial und erläuternden Fachaufsätzen publiziert worden: "Die Bibliothek des Mariengymnasiums Jever - ein Kosmos für sich", Jever im Eigenverlag des Fördervereins der Bibliothek des Mariengymnasiums Jever 2020, herausgegeben von Hartmut Peters (€ 39,80).

Schlossmuseum Jever, AussenansichtDas Schlossmuseum Jever ist der prominenteste Erinnerungsort des Landkreises Friesland und sein schöner und standhafter Schlossturm repräsentiert bis heute Schutz und Stolz seiner Landeskinder. Alle Bauphasen seit der Renaissance können in der überaus vornehmen Inneneinrichtung unmittelbar nachvollzogen werden. Schlossmuseum Jever, Innenansicht Die Herrscherporträts von Maria von Jever bis Katharina von Russland und der oldenburgischen Herzöge vermitteln darüber hinaus eine spürbare Ahnung von der Politikvernetzung dieser Kleinregion.
Während der Schlossführung können die historischen Glanzzeiten dieser Residenz konkret erfahrbar werden und man kann zudem, falls gewünscht, die steilen Treppen zum Turm erklimmen, und von dort Aussicht nehmen auf die kleine ehemalige Fürstenresidenz und ihr Weideland umzu.
Darüber hinaus ist das Schloss der Gründungsort der Schlossbibliothek, deren verbliebene Bestände im Schlossmuseum ebenfalls Gegenstand der Führung sind.

Der Zeitplan unserer OBG-Exkursion ist eng gestrickt, weil wir beide Institutionen ausführlich kennenlernen möchten. Wir bitten die Teilnehmer*innen darum, sich bereits um 8.45 Uhr vor der Landesbibliothek einzufinden, um eine reibungslose Abfahrt um genau 9.00 Uhr gewährleisten zu können. Nach etwa einer guten Dreiviertelstunde Fahrtzeit erreichen wir dann planmäßig den innen-städtischen Pekol-Platz in Jever. Dort geht jeweils eine Gruppe jeweils zum Mariengymnasium und zum Schloss. Wir beginnen um 10.00 Uhr mit dieser ersten Führung. Sie wird bis 11.30 Uhr andauern. Danach ist eine lange Pause für die Mittagszeit eingeplant, innerhalb derer sich die Teilnehmer*innen vor Ort selbst verköstigen möchten.
Wir empfehlen hierfür an erster Stelle das Schlosscafé, das auch vom Schlosspark aus zugänglich ist, sowie am Alten Markt vor dem Schlossplatz gelegen das Restaurant "Solopacca", etwas davon entfernt in der Fußgängerzone liegt der "Butt". Außerdem sind Schnellrestaurants an der Oberen Mühlenstraße und im ehemaligen Kinogebäude unmittelbar vom Alten Markt aus zu erreichen.
Um 13.30 Uhr beginnt dann die zweite Führung wechselweise an beiden Orten, an denen sich die jeweiligen Gruppenmitglieder dann selbstständig einfinden mögen.
Ende dieser Führung(en) ist um 15.00 Uhr und die Abfahrt am Pekol-Platz um 15.30 Uhr, damit wir um 16.30 Uhr wieder die Landesbibliothek Oldenburg erreichen.

Anmeldung: Für die Exkursion ist eine Anmeldung bis zum 28.9.2022 erforderlich - telefonisch unter der Nummer 0441-505018-20 oder per mail unter lbo@lb-oldenburg.de.

Kosten: Für Busfahrt, Eintritt und Führungen betragen die Kosten
€ 20,- für Mitglieder der Bibliotheksgesellschaft und
€ 30,- für Nicht-Mitglieder.

Nach der Bestätigung Ihrer Anmeldung bitten wir um Überweisung des Exkursionsbeitrags spätestens bis zum 6.10.2022 auf das Konto der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft bei der LzO: IBAN DE23 2805 0100 0000 4013 15.

Abfahrt am 8.10.2022: Treffpunkt für die Abfahrt ist 8.45 Uhr auf dem Vorplatz der Landesbibliothek Oldenburg (Pferdemarkt 15).
Bitte denken Sie an eine FFP2-Maske.

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Mittwoch, den 21. September 2022, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Dr. Ingrid Laurien (Göttingen):
Ansätze zu einer anderen Moderne? Zur Lebensreformbewegung um 1900

Foto: Tanzende FrauenWas sich um 1900 in Berlin an naturschwärmenden Gymnasiasten im Wandervogel beobachten ließ, ist in Parallele zu sehen mit einer Vielzahl von neuen Strömungen in philosophischen, künstlerischen und sozialreformerischen, anthropologischen, pädagogischen und lebenspraktischen Bereichen. Als Lebensreformbewegung, die zahlreiche Protesthaltungen und neue soziale Entwürfe umfasste, zog sie nicht nur eine bürgerliche Jugend an. Ihre Anhänger stammten aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten: auch Intellektuelle aus ganz unterschiedlichen Disziplinen, Künstler und Schriftsteller gehörten dazu. Der Monte Verità bei Ascona in der Schweiz war ihr frühes Zentrum, zu dem Wanderprediger wie Gusto Gräser, politische Utopisten wie Erich Mühsam, aber auch Dichter wie Hermann Hesse pilgerten. In Deutschland entwickelte sich die Lebensreform in vielfältigen Ausprägungen zu einem gesellschaftlichen Phänomen, das, im Bemühen um den neuen Menschen, über den Ersten Weltkrieg hinaus auch die Weimarer Republik prägte – und bis heute wirksam ist.

Mit Schlüsselbegriffen wie Natur, Körperlichkeit, Ganzheitlichkeit, Pazifismus, Vegetarismus und dem Bemühen um neue Lebensformen war die Lebensreform Wegbereiter der Moderne – und reaktionärer Antimodernismus zugleich. In ihrer Ablehnung von Technik und den sozialen Verwerfungen der Industriegesellschaft sowie städtischer Lebensweisen setzte sie Orientierungen und Werte, deren Ambivalenzen den kulturellen und politischen Diskurs in der Weimarer Republik beeinflussten. Vom Expressionismus bis zur Reformpädagogik, dem neuen Design des Bauhauses und Siedlungskonzepten bis zur Kibuzzbewegung, vom Ausdruckstanz bis zur Nacktbadekultur – lebensreformerische Gedanken waren weit verbreitet. Wandern, Zelten und Lagerfeuerromantik wurden von rechten Bünden bis zu den Pfadfindern und der Arbeiterjugend gleichermaßen gepflegt und schließlich auch von der Hitlerjugend übernommen.

Der Vortrag wird auf Widersprüche und Ambivalenzen ebenso eingehen wie auf Fragen zu Entwicklungen bis in unsere Zeit: Inwieweit knüpften auch die westdeutsche Alternativbewegung der 80er Jahre, die Anti-Atom-Proteste und die Gründung der Partei der Grünen, inwieweit knüpfen die heutigen Diskurse über Klima und Naturschutz, Schutz der Artenvielfalt, Vegetarismus und ‚Landlust‘ an lebensreformerische Elemente an? Auch völkische und rechte Siedlungsbewegungen, die heute in Deutschland wieder zu finden sind, stehen in Traditionen. Kontinuitäten und Brüchen wird nachzuspüren sein.


Dr. Ingrid Laurien leitete im Anschluss an ein Studium der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaften und Promotion in Göttingen ein Forschungsprojekt zur Politischen Kultur der Nachkriegszeit und arbeitete in der Redaktion der edition text+kritik und als Referentin im Kulturdezernat Kassel. Nach langjährigen Lehrtätigkeiten an Universitäten in Nairobi, Johannesburg und Stellenbosch und Lehraufträgen an den Universitäten Oldenburg, Potsdam und Göttingen ist sie heute freiberuflich im kulturellen Fortbildungsbereich tätig. Vor zwei Jahren hielt sie bei uns einen Vortrag über Ödon von Horváth.

Die Veranstaltung wird unter den aktuellen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen bei Veranstaltungen in der Landesbibliothek Oldenburg stattfinden. Eine Anmeldung ist daher unbedingt empfehlenswert:
Telefon: 0441-50 50 18-20 oder E-Mail: lbo[at]lb-oldenburg.de

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Mittwoch, den 15. Juni 2022, um 19.00 Uhr
Veranstaltungssaal des Bibliotheks- und Informationszentrums der
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (BIS-Saal)

Eckhard Harjes (Leer)/ Iko Andrae (Oldenburg):
Grenzgänger: Fritz Levy und Oswald Andrae

Foto: Iko Andrae, Fritz Levy und Eckhard Harjes 1981
Iko Andrae, Fritz Levy und Eckhard Harjes 1981.
(aus dem Film ZURÜCKGEBLÄTTERT von Wolf Lindner).

Eckhard Harjes wird aus seinen Büchern über Fritz Levy aus Jever lesen und Songs zum Thema singen. Iko Andrae singt Lieder von Oswald Andrae in Niederdeutsch und Hochdeutsch. Begleitet werden beide von ihrem Schlagzeuger Andreas Bahlmann.

Illustration zum Vortrag Fritz Levy (1901 - 1982) war und gilt immer noch als der bedeutendste Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts in Jever. Als Shoah-Überlebender kehrte er als "der letzte Jude von Jever", wie er jahrzehntelang (auch in der internationalen Presse) genannt wurde, in der Nachkriegszeit zurück in seine Heimatstadt und wurde dort zum nachdrücklichen Mahner an die lange verdrängte Geschichte von Terror, Vertreibung und Massenmord an den Jeverschen Juden, die auch von Jeveranern an Jeveranern verübt worden waren. Vor allem durch Fritz Levy gelang die Aufarbeitung dieser lokalgeschichtlich bis heute nachwirkenden Verbrechen an den eigenen Mitbürgern, weil er es verstanden hatte, die träge Nachkriegsgesellschaft immer wieder durch persönliche Attacken auf das Vergessene aufmerksam zu machen. Fritz Levy arbeitete auch der Projektgruppe des Mariengymnasiums Jever zu, die in den 1970er Jahren diese Geschichte der NS-Zeit in Jever dem Vergessen entriss. Daran beteiligt waren als Schüler Eckhard Harjes und Iko Andrae.

Eckhard Harjes (Jg. 1960) hat Erzählungen über den Zeitzeugen und Lokalpolitiker Fritz Levy veröffentlicht, der als Identifikationsgestalt der dortigen Jugendzentrumsbewegung in den 1970er Jahren große Wirkung entfaltete. Aus diesen Texten wird er lesen.

Foto von Oswald Andrae Oswald Andrae (1926-1997) ist einer der bedeutendsten niederdeutschen Lyriker, Erzähler und Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Sein auch international wohl bekanntester Text ist "Dat Leed van den Häftling Nr. 562", gewidmet dem Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky. In seinen Werken, die zum Teil auch starken Einfluss auf die niederdeutsche Folk- und Liedermacherszene der 70er/ 80er Jahre hatten, setzte er sich mit den Lebensumständen der sog. 'einfachen' Menschen auseinander, d.h. auch mit Unterdrückung und Entrechtung, mit deren Widerstandswillen und alltäglichem Ankämpfen gegen Ungerechtigkeit. Die niederdeutsche Sprache aus unserer Region war dabei für ihn das originäre Ausdrucksmittel für die Wünsche und Hoffnungen seiner Protagonisten, nicht zuletzt auch für ihn selbst. Er war einer der Mitbegründer des Internationalen Dialektinstituts und Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Bundeslandes Niedersachsen.
Iko Andrae (Jg. 1960) hat die Lyrik seines Vaters vertont und in eine moderne Musiksprache transformiert. Er trägt niederdeutsche Songs seines Vaters vor, begleitet von Eckhard Harjes (Gitarre) und Andreas Bahlmann (Schlagzeug).

Beide Programminhalte korrespondieren miteinander. In einer Abschlussrunde sind Zuhörer und Zuhörerinnen dazu eingeladen, sich über ihr jeweiliges Verständnis auszutauschen und die Wirkungspotenziale von Text und Lied zu diskutieren.

Biographisches

Eckhard Harjes, Jg. 1960, lebt als Buchautor, Gitarrist, Songwriter und Sänger in Leer/Ostfriesland. Nach dem Studium der Sozialwissenschaften arbeitet er in der beruflichen Bildung. Mit dem Blues-Duo E&B HAIRCUT tritt er immer wieder in verschiedenen Clubs auf. 2018 veröffentlichte er sein erstes Buch: "Das Haus in der Schlosserstrasse - Eine Erzählung über Fritz Levy".


Iko Andrae, geboren 1960 in Jever, lebt mit seiner Familie in Oldenburg. Er studierte in Göttingen Ethnologie und Musikwissenschaften und beendete das Studium in Oldenburg mit einer sozialwissenschaftlichen Arbeit über das Leben der Sinti und Roma in Norddeutschland.

Organisatorisches
Wir bieten den Abend an in Kooperation mit dem Fach Niederdeutsch/ Saterfriesisch der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg.
Aufgrund des größeren Organisationsaufwands bitten wir Sie um Verständnis dafür, dass wir einen kleineren Eintritt für den Einlass erheben: regulär € 3 für Mitglieder und Studierende € 2, Kinder haben freien Eintritt.
Und natürlich können Sie auch zusätzlich - wie stets - noch eine Spende für die Arbeit der Bibliotheksgesellschaft in unserer Spendenschwein geben!
An einem Büchertisch können die Veröffentlichungen von Eckhard Harjes und Iko Andrae erworben werden.

Die Veranstaltung wird unter den aktuellen Hygiene- und Vorsichtsmaßen im Veranstaltungssaal des Bibliotheks- und Informationszentrums der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg stattfinden.
Eine Anmeldung ist daher unbedingt empfehlenswert:
Telefon: 0441/505018-20 oder E-Mail: lbo@lb-oldenburg.de

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Mittwoch, den 27. April 2022, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Prof. Dr. Eckhard Grunewald (Hilden):
Der lange Weg zu unserer Sprache. Kulturgeschichtliche Streifzüge durch die Frühgeschichte des Deutschen

Illustration zum Vortrag Die Entstehung der deutschen Sprache war kein Selbstläufer, sondern ist über weite Strecken das Ergebnis gezielter politischer und religiöser Impulse.

Prof. Grunewald, in Oldenburg und vielen unserer Mitglieder sicher aus früheren Jahren noch gut bekannt, wird im Rahmen seines Vortrags den Weg von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit, von der Umgangssprache zur Bildungssprache nachzeichnen und die Rolle der wichtigsten Initiatoren und Förderer dieser Entwicklung skizzieren.
Dabei werden wir den angelsächsischen Missionar Swidbert um das Jahr 700 auf einer sprachgeschichtlichen Rheinwanderung begleiten. Wir werden fromme Iren und Angelsachsen bei ihren linguistischen Bemühungen beobachten, den Germanen das Christentum nahezubringen.
Und wir werden in den Klöstern Fulda und St. Gallen die erstaunlichen Fortschritte bei der Übertragung lateinischer Texte in die Volkssprache verfolgen. Den Abschluss bildet ein Kurzbesuch in Oldenburg bei Martin Luther und seiner epochalen Bibelübersetzung.

Wer sich an frühere Vorträge von Herrn Grunewald erinnert, ahnt, dass wir einen unterhaltsam-informativen Abend erwarten dürfen: Sprachgeschichtlich handelt es sich ja um kein einfaches, aber auf jeden Fall spannendes Thema. Wer von uns weiß, dass die bayerischen Kuhglocken etwas mit der irischen Mission des 7. Jahrhunderts zu tun haben? Oder warum Notker der Deutsche ausgerechnet im Fach Latein der beliebteste Lehrer der St. Galler Klosterschule des Mittelalters gewesen ist? Auch solche Details werden in dem Vortrag zur Sprache kommen.

Foto von Prof. Dr. Grunewald Prof. Dr. Grunewald studierte Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte, wurde 1976 promoviert und habilitierte sich 1984 an der Universität zu Köln. Er lehrte an den Universitäten Köln, Düsseldorf und Oldenburg und war bis 2006 Ltd. Wiss. Direktor im Fachbereich Sprache und Literatur am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa mit den Forschungsschwerpunkten Literatur und Kunst des Mittelalters, des Barock und der Romantik. Er war nicht nur lange Jahre Vorstandsmitglied der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft, sondern hielt in der Landesbibliothek auch mehrere Seminare und Vorträge. Unvergessen sind die von ihm kuratierten Ausstellungen, u.a. "Götter, Gräber und Gelehrte" (2006) und "Barocke Frühlingslust. Auf den Spuren der oldenburgischen Gartenanlagen Graf Anton Günthers und seiner Gemahlin" (2013).
Wir freuen uns sehr, dass wir Herrn Prof. Dr. Grunewald für diesen Vortrag gewinnen konnten!

Die Veranstaltung wird unter den aktuellen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen bei Veranstaltungen in der Landesbibliothek Oldenburg stattfinden. Eine Anmeldung ist daher unbedingt empfehlenswert:
Telefon: 0441-50 50 18-20 oder E-Mail: lbo[at]lb-oldenburg.de

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Mittwoch, den 23. März 2022, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Inge Merkentrup (Oldenburg)
"Eines Tages werde ich berühmt sein" -
Die Oldenburger Malerin Emma Ritter und die Brücke-Künstler in Dangast

Buchcover von 'Eines Tages werde ich berühmt sein' Die Malerin Emma Ritter wurde 1878 in Vechta geboren und ist in Oldenburg aufgewachsen. Ihr Vater war Chefarzt des Peter Friedrich Ludwig Hospitals. Zwischen 1898 und 1908 besuchte sie Malschulen für Damen in Düsseldorf, Berlin und München. 1909 knüpfte sie Kontakt zu den in Dangast arbeitenden Brücke-Künstlern und ließ sich von deren Schaffen inspirieren. Sie folgte den Brücke-Künstlern nach Berlin, kehrte später aber nach Oldenburg zurück, wo sie nach weiteren Stationen ab 1946 endgültig blieb. Vor 50 Jahren, am 23. März 1972, ist Emma Ritter in Oldenburg verstorben.
Obwohl ein Großteil der Arbeiten Emma Ritters 1943 durch einen Bombenangriff in Berlin verlorengegangen ist, befinden sich heute zwei expressionistische Gemälde der Malerin im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg. Zusammen mit den Werken der Brücke-Maler steht sie hier für die künstlerische Aufbruchstimmung der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Foto von Inge Merkentrup
Inge Merkentrup zeichnet in ihrem Künstlerroman "Eines Tages werde ich berühmt sein" - Die Oldenburger Malerin Emma Ritter und die Brücke-Künstler in Dangast den frühen Werdegang der Künstlerin nach und erweckt die Gestalt dieser emanzipierten Frau zu literarischem Leben. Die Schriftstellerin nimmt ihre Leser mit nach Berlin, Oldenburg und Dangast und bietet dabei unter anderem auch einiges an oldenburgischem Lokalkolorit.

Inge Merkentrup ist Schriftstellerin und lebt in Oldenburg. Nach ersten literarischen Arbeiten als Jugendliche studierte sie Germanistik, Geschichte und Sozialwissenschaften in Münster und widmete sich weiteren Studien in Berlin. Sie ist Autorin mehrerer Roman und Erzählungen. Inge Merkentrup gründete 2014 das Oldenburger Leseforum mit und ist Mitglied im Freien Deutschen Autorenverband Landesverband Nord e.V. (FDA-Nord).  © Foto: Oliver Berkhausen


Alle Veranstaltungen finden in der Regel jeweils um 19.00 Uhr
in der Landesbibliothek Oldenburg, Pferdemarkt 15, statt.

Der Eintritt ist frei.


Geschäftsstelle der
Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft
c/o Landesbibliothek Oldenburg
Postfach 3480
26024 Oldenburg
Tel. 0441-505018-0 Fax: 0441-505018-14