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Veranstaltungen im Archiv

Abbildung aus einer Aldine

Ausstellung 15.09.2022 - 29.10.2022

Albrecht Dürer, Willibald Pirckheimer, Aldus Manutius und die Liebe zum Buch

Zwei Dürer zugeschriebene Miniaturen aus der Landesbibliothek Oldenburg
und der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover

2021 förderte ein Forschungsprojekt in der Landesbibliothek Oldenburg eine spektakuläre Entdeckung zutage: eine höchstwahrscheinlich von Albrecht Dürer (1471-1528) eigenhändig gemalte Miniatur! Die fantasievolle, farbige Buchmalerei mit einem Wappen in der Mitte zeigt zwei Putten, die Medaillons tragen und auf delfinartigen Meerestieren reiten. Sie befindet sich auf der ersten Seite eines griechischen Textes, der 1502 von Aldus Manutius (1449-1515) in Venedig gedruckt wurde. Das Buch konnte anhand des Wappens der Büchersammlung des Nürnberger Humanisten Willibald Pirckheimer (1470-1530) zugeordnet werden. Mehr noch: Es gelang, den Oldenburger Band zweifelsfrei als eines von 14 kostbaren Büchern zu identifizieren, die 1634 von den Erben Pirckheimers an einen holländischen Sammler verkauft wurden. Alle diese Bücher enthielten nach Angaben des historischen Dokuments auf der Titelseite eine eigenhändige Buchmalerei von Albrecht Dürer. Die wenigen bisher bekannten Dürer-Miniaturen befinden sich im europäischen Ausland oder in den USA – bis auf eine einzige in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Diese befindet sich im ersten Band einer Aristoteles-Gesamtausgabe und zeigt zwei Kinder, die auf dem Rücken von delfinartigen Tieren gegeneinander kämpfen. Der Band wurde im Jahr 2010 im Rahmen der Ausstellung "bookmarks" der Öffentlichkeit präsentiert.

Im Rahmen der Kabinettausstellung "Bücherschätze der venezianischen Renaissance aus der Offizin des Aldus Manutius" werden die beiden Miniaturen aus der Landesbibliothek Oldenburg und der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover vom 16.9.22 bis 29.10.22 erstmals gemeinsam präsentiert. Vorträge von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen beleuchten die Beziehungen der drei großen Renaissance-Persönlichkeiten und ihre Leidenschaft für Bücher.

Eröffnungsvortrag: Donnerstag, 15.9.22, 19 UhrAbbildung aus einer Aldine
Christof Metzger, Wien
SCHÖNER LESEN. Albrecht Dürer und das Buch als Kunstwerk

Die jüngst in der Landesbibliothek Oldenburg entdeckte Buchrarität, das 1502 in Venedig gedruckte Onomastikón des Polydeukes, ist ein (kunst)historisches Dokument von allererstem Rang: Auf dem ersten Blatt finden sich in delikater Deckfarbenmalerei auf Delphinen balancierende Putten, die das Wappen eines der wichtigsten deutschen Büchersammler des Humanismus begleiten: Willibald Pirckheimer. Christof Metzger Es fügt sich in eine Gruppe von 19 ähnlich opulent ausgestatteten Klassikerausgaben, als deren Gestalter Pirckheimers Freund und Vertrauter Albrecht Dürer in der Diskussion steht. Der Vortrag beleuchtet den historischen Hintergrund dieses hochbedeutenden bibliophilen Projekts und versucht auf die Frage aller Fragen - "Dürer?" - die Antwort zu geben.

Dr. Christof Metzger ist Chefkurator der Albertina, Wien, die eine der größten und bedeutendsten Grafischen Sammlungen der Welt hütet. Sein Fachgebiet ist deutsche Kunst bis 1800 und insbesondere Zeichnung und Druckgrafik der Dürerzeit. Für das Werk Albrecht Dürers ist er ein international anerkannter Experte. Derzeit arbeitet Christof Metzer an einem Gesamtkatalog der Zeichnungen Dürers.

Vortrag: Mittwoch, 12.10.22, 19 UhrAbbildung aus einer Aldine
Detlef Haberland, Bonn
Druckerschwärze und antiker Geist. Die Rolle der italienischen Offizinen im Humanismus

Was bedeutet der Buchdruck für die Wertschätzung und Verbreitung antiker Literatur? Was heißt es konkret, lateinische und griechische Texte zu drucken? In Deutschland nahm der Druck mit beweglichen Lettern zwar seinen Ausgang, in Italien jedoch entwickelte sich aufgrund verschiedener günstiger Umstände die gedruckte Rezeption der Antike schneller und mit einer europaweiten Wirkung. Detlef HaberlandQuantität und vor allem Qualität wichtiger italienischer Offizinen werden ebenso erläutert wie die Entwicklung einer neuen Form der Bibliophilie; Handel und Preisgestaltung werden skizziert.

Prof. Dr. Detlef Haberland lehrte Neuere deutsche Literatur an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und war bis 2018 Vorsitzender der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft. Zurzeit ist er Präsident des Mitteleuropäischen Germanistenverbandes. Seine Arbeitsgebiete sind u.a. Druck- und Reisegeschichte, Barock, 50er Jahre.


Vortrag: Dienstag, 18.10.22, 19 UhrPortrait Portrait
Niklas Holzberg, München
Willibald Pirckheimer, Albrecht Dürer und die Griechen

Willibald Pirckheimer (1470-1530), einer der wichtigsten Wegbereiter der Gräzistik in Deutschland, übersetzte zahlreiche griechische Texte ins Lateinische und Deutsche und aktualisierte stets die Inhalte mit Blick auf das Zeitgeschehen. Niklas HolzbergSeinen Freund Albrecht Dürer bezog er von Anfang an in seinen Philhellenismus ein, so dass mehrere von der griechischen Kultur beeinflusste Arbeiten in Zusammenarbeit der beiden Nürnberger entstanden.

Niklas Holzberg, Professor für Klassische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität 1984-2011 und seitdem Lehrbeauftragter dort, vorher in Bamberg, dann in Erfurt, verfasste Monographien zu antiken Autoren wie Aristophanes, Vergil, Horaz, Ovid sowie zu Willibald Pirckheimer und Hans Sachs; außerdem edierte er zahlreiche griechische und lateinische Texte zweisprachig in der Sammlung Tusculum und bei Reclam.

Abbildung aus einer Aldine