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Porträt Friedrich Hölderlins Ausstellung 07.11.2022 – 19.11.2022

Ein Hölderlin für die Landesbibliothek Oldenburg: Oldenburger Sammler entdeckt Originalradierung des jüdischen Künstlers Arno Nadel

Verfolgt vom NS-Regime, im Konzentrationslager Auschwitz ermordet: Arno Nadel (1878–1943) war Maler, Schriftsteller und Musikwissenschaftler. Seine Werke: zu großen Teilen zerstört.

Nun schenkte der Oldenburger Literaturwissenschaftler und Sammler Christoph Prignitz der Landesbibliothek Oldenburg eine Originalradierung des jüdischen Künstlers: ein bisher weitgehend unbekanntes expressionistisches Porträt Friedrich Hölderlins (1770–1843), das in einem Pressendruck von 1923 enthalten ist.

Bislang besaßen in Deutschland nur das Jüdische Museum in Berlin und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar diesen Pressendruck – nun auch die Landesbibliothek Oldenburg.

Nadel arbeitete als Musikwissenschaftler zu jüdischen Volksliedern und zur Synagogenmusik und besaß eine große Sammlung von Musikalien. Bevor er und seine Frau nach Auschwitz deportiert wurden, überließ er seine Sammlung und Teile seiner eigenen Werke der bekannten Künstlerin Käthe Kollwitz. Sie wurden zusammen mit ihrem Atelier während des Krieges in Berlin zerstört.

"Ganz zufällig habe ich in einem Berliner Antiquariat das Porträt entdeckt", erzählt Christoph Prignitz, "der Name Arno Nadel war mir natürlich auch völlig unbekannt." Er erkundigte sich beim Jüdischen Museum in Berlin und beschäftigte sich genauer mit Nadels Werk.

Daraus ist eine Publikation entstanden, die den Pressendruck in das Werk Arno Nadels einordnet. Die expressionistische Originalradierung von 1923 verfremde das bekannte Porträt des jungen Hölderlins von Franz Carl Hiemer, erklärt Prignitz – die Gesichtszüge seien viel dunkler und illustrieren damit die im Pressendruck enthaltenen "Gedichte aus der Wahnsinnszeit". Eine weitere Zeichnung mit dem Namen "Hölderlin-Insel" verarbeite den zunehmenden Kulturverlust in der NS-Zeit, so Prignitz.

Ausstellung im Rahmen des Erinnerungsgangs im November

Christoph Prignitz präsentiert seine Publikation und erhaltene Texte von Arno Nadel.
Der Sammler möchte der Landesbibliothek noch weitere erhaltene Werke von Arno Nadel überlassen. Die Landesbibliothek Oldenburg erhält auf diese Weise eine kleine Spezialsammlung, die die jüdische Gemeinde in Oldenburg und die überregionale Wissenschaft interessieren dürfte.
Anlässlich des diesjährigen Erinnerungsgangs am 10. November wird die Spezialsammlung zeitgleich mit der Ausstellung "Das geht auch mich an!" in der Landesbibliothek Oldenburg präsentiert. Die von Schülerinnen und Schülern der IGS Helene-Lange-Schule entwickelte Ausstellung ist vom 7. bis 19. November zu sehen.

Informationen zur Publikation:

Christoph Prignitz:
Hölderlin: Ein Porträt und eine Skizze von Arno Nadel (1878–1943).
Berlin: WVB 2022. 67 Seiten mit Illustrationen.
ISBN 978-3-96138-324-5. Preis: 19,80 Euro.

Titelseite von Arno Nadels Pressendruck.   Selbstbildnis von Arno Nadel


Fotos: Landesbibliothek Oldenburg

Der Eintritt ist frei.


Informationen:
Michaela Klinkow,
Landesbibliothek Oldenburg, 
Tel. (0441) 505018-80,
E-Mail: klinkowat-Zeichenlb-oldenburg.de