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Programm der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft 2023

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Weihnachtsillustration Weihnachtsillustration Mittwoch, den 06.12.2023, 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)


Mein Lieblingsbuch des Jahres 2023:
Welche Lektüre hat mich in diesem Jahr
am meisten beeindruckt/ begeistert/ bewegt?

Eine vorweihnachtliche Begegnung
der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft

Masken-Walk-Act des Blauschimmelateliers zur Eröffnung des LIZ. Foto: Proschek
Masken-Walk-Act des Blauschimmelateliers
zur Eröffnung des LIZ.
Foto: Proschek

Als Freunde und Freundinnen der Landesbibliothek verstehen wir uns alle als Leserinnen und Leser: Wir lesen anspruchsvolle Sachbücher, genießen Bildbände, wir lassen uns von Romanen, Erzählungen oder auch Lyrikanthologien fesseln. Zweifellos hat jeder und jede von uns sich in diesem Jahr immer wieder von ganz unterschiedlichen Büchern anregen, belehren, beeindrucken, begeistern oder auch bewegen lassen.
Wie im vergangenen Jahr wollen wir diese Eindrücke – als wechselseitige Empfehlung – miteinander teilen.

Beginnen wird in lockerer Atmosphäre – bei gefüllten Gläsern mit alkoholfreiem Glühwein und mit Weihnachtskeksen - Ihr Vorstand:
Jeder und jede von uns stellt – kurz und knapp innerhalb von fünf Minuten – das Buch vor, das für ihn/ sie die wichtigste Lektüre war: sei es ein Roman oder ein Sachbuch, sei es ein älteres Werk oder ein neu erschienenes (welches das sein wird, wissen wir selbst noch nicht!).

Und dann ist jeder und jede von Ihnen an der Reihe, natürlich nur, wer auch immer von Ihnen Freude daran hat, sich aktiv zu beteiligen!
Jeder und jede von Ihnen (und wir freuen uns über jeden Vorschlag!) ist herzlich aufgefordert, uns allen sein/ ihr Lieblingsbuch des Jahres empfehlend vorzustellen oder auch nur vorzuschlagen.

Bis spätestens Freitag, den 1. Dezember erbitten wir Ihren Vorschlagstitel (möglichst mit vollständiger Titelangabe) an die unten angegebene Vorstandsadresse von Frau Wallrath-Janssen und Ihre mögliche Bereitschaft, Ihre Empfehlung ebenfalls in kurzer Form (maximal 5 min) vorzustellen.
Natürlich ist es auch möglich, uns lediglich einen Titel mitzuteilen, ohne dass Sie selbst das Buch vorstellen – das würden wir dann als Anregung mit in die Diskussion nehmen.
Anhand der eingegangenen Titel wird dann für diesen Abend eine Liste für Sie alle bereitliegen, die Sie als Anregung, für sich – oder auch für Weihnachtsgeschenke – mitnehmen können.

Wir freuen uns erneut auf diese Form einer unkomplizierten vorweihnachtlichen Begegnung, die allen, die daran im vergangenen Jahr teilgenommen haben, viel Freude gemacht hat und die uns sicher auch diesmal neue Lektüreanregungen vermitteln kann und gleichzeitig einen kurzweiligen Austausch und fruchtbare Diskussionen ermöglicht.

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Mittwoch, den 01.11.2023, 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Dr. Michael Weichenhan: "Die Farben sind Taten des Lichts, Taten und Leiden" -
Goethes Farbenlehre im Kontext seiner Kritik an den Naturwissenschaften

Foto von 'Goethes Farbenkreis'
Goethes Farbenlehre lässt sich, so die These unseres Referenten, durchaus als mächtigster Gebirgszug auf dem Kontinent seines Gesamtwerks beschreiben!

Die immer noch übliche Perspektive auf Goethe als den Weimarer Klassiker bestimmt hingegen das Bild von ihm: vom Dichterfürsten, vom Autor der Faust-Dichtungen, des West-östlichen Divan und zahlreicher anderer Gedichte, der Wahlverwandtschaften und einiger nur noch mehr oder minder bekannter Dramen. Der Naturforscher Goethe ist demgegenüber eher aus dem Blick geraten. Ganz besonders ist es seine Farbenlehre, die nur noch historisches Interesse auf sich zu ziehen vermag. Jedenfalls schien das über längere Zeit der Fall zu sein.

In der Tat hatte es Goethe schwer, rund ein Jahrhundert nach den bahnbrechenden Studien Isaac Newtons zur Natur des Lichtes und der Farben seinem eigenen Entwurf Gehör zu verschaffen. Die Leistung Newtons schien der endgültige Durchbruch zur Wahrheit. Das sah Goethe anders, und seine Kritik an Newtons Optik, die oft zur Polemik geriet, zuweilen auch zur boshaften Beschimpfung, hat seine Beschäftigung mit dem Sehen und seiner notwendigen Bedingung, dem Licht, über Jahrzehnte begleitet. "Zur Farbenlehre", 1810 veröffentlicht, bildet lediglich den zentralen und umfangreichsten Text, dem bereits 1791 die "Beiträge zur Optik" vorangingen; hinzu kommen zahlreiche Notizen zum Thema, das ihn buchstäblich bis zum Lebensende beschäftigte. Fauststoff und Farben bilden somit die inhaltlichen Konstanten in Goethes Leben, und an Umfang übertreffen die Aufzeichnungen zur Optik jedes andere seiner Werke. Es ist richtig, dass im Gegensatz zum Dichter Goethe dem Farbtheoretiker der einhellige Beifall versagt blieb; seine Überlegungen wurden überwiegend als Irrweg gewertet. Goethes Selbsteinschätzung, seine Farbenlehre sei wichtiger als alles, was er sonst geschrieben habe, sollte allerdings, so unser Referent, zu denken geben.

Dr. Weichenhan wird in seinem Vortrag versuchen, den Sinn der Farbenlehre Goethes zu ermitteln. Er wird dabei forschungsgeschichtlich von der brillanten Studie "Mehr Licht" (2015) des Berliner Wissenschaftstheoretikers Olaf L. Müller ausgehen, die es unternimmt, die physikalischen Stärken Goethes herauszustellen und Goethe als ebenbürtigen Gegner Newtons zu präsentieren. Allerdings bezweifelt Dr. Weichenhan, ob diese Rekonstruktion tatsächlich dem Ansatz Goethes gerecht zu werden vermag. So wird er versuchen, Goethes Kritik an Newton im Zusammenhang von Goethes Auseinandersetzungen beispielsweise mit biologischen Theorien seiner Zeit zu deuten – und damit als Kritik an einer bestimmten Form wissenschaftlicher Welterkenntnis. Die Farbenlehre Goethes stellt nicht nur eine interessante Alternative zu Newtons Theorie dar. Sie thematisiert, so die Schlussfolgerung des Vortrags, das Wesen des Menschen als das eines schauenden Wesens.
Dr. Weichenhan hat u.a. bereits 2019 vor der Goethe-Gesellschaft Gotha zu diesem Thema referiert.

Foto von Martin Huppert: Michael WeichenhanDr. Michael Weichenhan studierte evangelische Theologie in Ost-Berlin, anschließend Philosophie, klassische Philologie und Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Hamburg und der Technischen Universität Berlin. Nach der Promotion über ein astronomiehistorisches Thema arbeitete er an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin als Assistent für Philosophie, später als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich "Transformationen der Antike", wo er insbesondere zur Geschichte der orientalischen Philologien im 19. Jhdt. forschte. Seit 2019 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Editionsprojekt "Zwischen Theologie, frühmoderner Wissenschaft und politischer Korrespondenz: Die sozinianischen Briefwechsel", das an der Johannes a Lasco-Bibliothek Emden angesiedelt ist.

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Mittwoch, den 18.10.2023, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Dr. Matthias Bollmeyer, Oldenburg:
Gelegenheitsschriften des Barockzeitalters in der Wesermarsch.
Die Sammlung des Pastors Johann Samuel Neumann (1744-1791) in der Landesbibliothek Oldenburg


Johann Samuel Neumann (1744-1791), Pastor in Bardenfleth, hatte aufgrund seines Interesses an der oldenburgischen Geschichte und Kultur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Vielzahl an Oldenburgensien zusammengetragen, die nach seinem Tod von Peter Friedrich Ludwig erworben wurden. Dieser Ankauf gehört damit neben weiteren größeren Sammlungen zum Gründungsbestand der 1792 eingerichteten Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek in Oldenburg und damit der heutigen Landesbibliothek. Der Großteil der ursprünglichen Neumann’schen Sammlung besteht aus gut 800 Drucken zumeist geringen Umfangs, die überwiegend Anlässe des Lebens wie Geburt, Schulabschluss, Promotion, Hochzeit, Amtsantritt oder Tod betreffen. Diese Gelegenheitsschriften wurden aufgrund ihrer zumeist einmaligen anlassbezogenen Ausrichtung häufig nicht in größerem Umfang gesammelt und sind deshalb heute oft nur noch in wenigen Exemplaren oder lediglich unikal überliefert.

Dieser einzigartige Bestand einer beeindruckend umfangreichen Sammlung an Gelegenheitsschriften wird seit drei Jahren in der Landesbibliothek Oldenburg von Dr. Matthias Bollmeyer wissenschaftlich erschlossen und ausgewertet. Bei dieser Erforschung zeigen sich regelmäßig Bezüge zur Landesgeschichte wie auch zu Personen, Personenkreisen, Familien und Orten, sodass sich eine bürgerlich-akademische Vernetzung innerhalb des Oldenburger Landes, in Universitätsstädte und in weitere Regionen rekonstruieren lässt. Einzelne kulturgeschichtlich auch überregional herausragende Drucke konnten von Dr. Bollmeyer identifiziert und historisch eingeordnet werden, und auch zahlreiche bisher anonyme Verfasser und Widmungsempfänger ließen sich durch intensive Quellenstudien ermitteln.
Wir freuen uns sehr darüber, dass Herr Dr. Bollmeyer uns im Rahmen seines Vortrags einen Einblick in seine Forschungen und deren bisherige Ergebnisse bieten wird.


Dr. Matthias Bollmeyer (geb. 1978) hat Lateinische Philologie, Chemie, Evangelische Religion und Erziehungswissenschaft in Hamburg studiert und war danach als Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung der Georg-August-Universität Göttingen beschäftigt. 2014 wurde er im Fach Mittel- und neu-lateinische Philologie in Göttingen promoviert. Seit 2018 ist er Mitglied der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Nach Stationen als Studienrat am Gymnasium Ulricianum in Aurich und als Lehrbeauftragter für Neulateinische Philologie an der Universität Osnabrück arbeitet er seit August 2020 als Wissenschaftler in der Landesbibliothek Oldenburg.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Gelegenheitsschriften, historisches Buch- und Bibliothekswesen sowie norddeutsche Landes-, Bildungs- und Personengeschichte. Durch zwei große und mehrere kleine Forschungsvorhaben ist er mit fast 3500 überwiegend lateinischen und deutschen Gelegenheitsschriften der Frühen Neuzeit aus den Regionen des heutigen Niedersachsens vertraut. Er ist Verfasser zahlreicher Publikationen zu den genannten Bereichen.

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Die Veranstaltung der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft am Mittwoch, den 27.9.2023, um 19.00 Uhr fällt leider aus!

Buchpräsentation und Lesung von Karolina Kuszyk:
In den Häusern der Anderen.
Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen.
(Ch. Links Verlag).

Foto Karolina Kuszyk
Karolina Kuszyk, geboren in Legnica (dt. Liegnitz), geht in ihrer literarischen Reportage In den Häusern der Anderen (dt. Ausgabe im Verlag Ch. Links, Berlin 2022) einem Lebensgefühl nach - dem Gefühl, "am falschen Ort zu sein". Sie unternimmt es, "die Geschichte des ehemals Deutschen in seiner alltäglichen, häuslichen Variante" zu schreiben. Nach Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung blieb Vieles aus deren Leben in Schlesien, Pommern, der Kurmark und Ostpreußen zurück: ihre Häuser, Möbel, Bilder und Fotos, ihre Kirchen und Friedhöfe. Im Polnischen gibt es für dieses Erbe ein eigenes Wort: Poniemieckie, dass auch den Titel von Kuszyks Buch in der polnischen Originalausgabe bildet (Poniemieckie. Wołowiec 2019). Gestützt auf Archivfunde, Forschungsarbeiten, Literatur und eine Vielzahl persönlicher Begegnungen erzählt das Buch auf lebendige und einfühlsame Weise davon, wie die Biografien von Menschen und Dingen miteinander verwoben sind und wie das ehemals Deutsche zu einem gemeinsamen Erbe werden kann.

Das Buch wurde sowohl in Polen wie auch in Deutschland begeistert aufgenommen und hat bereits namhafte Preise erhalten. Die Autorin wurde mit dem Arthur-Kronthal-Preis (2020) ausgezeichnet – verliehen von der Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen – und erhält in diesem Jahr den Kulturpreis Schlesien.

Foto Silke Pasewalck
Die Moderatorin Dr. Silke Pasewalck (BKGE), promovierte Germanistin, die nach dem Studium auch des Polnischen und Russischen u. a. in Toruń/Polen und in Tartu/Estland gearbeitet hat und seit 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im BKGE ist, wird mit Karolina Kuszyk über das Buch In den Häusern der Anderen. Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen sprechen, und die Autorin wird daraus vorlesen.

Karolina Kuszyk:
In den Häusern der anderen.
Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen
Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann
Berlin: Ch. Links Verlag, 2023
3., durchgesehene Auflage
395 Seiten, Illustrationen
ISBN : 9783962891466

Es besteht die Möglichkeit, vor Ort am Büchertisch einer Oldenburger Buchhandlung das Buch zu erwerben, wenn gewünscht signiert.

Eine Kooperation von Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, der Landesbibliothek Oldenburg und der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft.

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Freitag, den 15.9.2023
ab 15.00 Uhr in Dangast

Gemeinsamer Besuch der Ausstellung
"Alles auf Anfang. 100 Jahre Franz Radziwill in Dangast"
mit einer organisierten Führung durch eine Kunsthistorikerin

Franz Radziwill Haus,
Sielstr. 3,
26316 Dangast.

Aquarell vom Dorfkrug Dangast"Kein Bild von mir ist ohne Dangast möglich", hat Franz Radziwill selbst einmal festgestellt. Die Landschaft am Jadebusen hat auf den jungen Maler, der im Jahr 1923 auf Empfehlung seines Kollegen Karl Schmidt-Rottluff ein Fischerhaus im beschaulichen Dangast erwarb und dort 60 Jahre bis zu seinem Tod wohnte, während seiner langen Schaffensperiode stets einen besonderen Reiz ausgeübt: Vor allem für seine beindruckenden z. T. surrealistischen Landschaftsbilder wurde dieser Maler berühmt.
Die Ausstellung dokumentiert in exemplarischer Auswahl den radikalen Stilbruch Radziwills um das Jahr 1923.
Foto Franz Radziwill"Die Abkehr des Künstlers vom Expressionismus mit seinen großzügigen, ausdrucksstarken Formen hin zur detailgetreuen Wiedergabe von Kleinigkeiten ebenso wie zur Darstellung der Weite des ländlichen Raumes wird nachvollziehbar werden; dass Radziwill dabei die Farbintensität seiner expressionistischen Frühphase beibehält, zeichnet diese Werke aus, ebenso die große Bandbreite an Motiven: Ansichten von Land und Küste, Stillleben, häusliche Szenen und Porträts gehören dazu. Interessant ist auch die Dokumentation dieses frühen Stilwandels auf der Rück- und Vorderseite einzelner Leinwände. Darüber hinaus werden vier aquarellierte Künstlerbücher gezeigt, die in diesen Jahren entstanden sind und die er engen Freunden schenkte. Radziwill war in diesen Jahren nicht nur Maler; als sogenannter Maler-Dichter schrieb er auch Gedichte.

Foto vom Haus von Franz Radziwill"Das Franz-Radziwill-Haus (mit späteren An- und Ausbauten incl. Archiv), in dem die Ausstellung zum 100. Jahrestag präsentiert wird, kann heute, so formuliert es der Flyer zur Ausstellung, als "begehbare, gemauerte Künstlerbiografie" gelten.
Eine Kunsthistorikerin führt durch die Ausstellung und es wird auch genügend Zeit bleiben, um eigene Eindrücke zu sammeln.
Im Anschluss an die Führung folgt zum Ausklang ein Besuch im berühmten Kurhaus.

Anmeldung zur Teilnahme unter Tel.: 0441-50501820 oder per E-Mail lbo@lboldenburg.de bis Montag, den 11.09.2023
Treffpunkt ist um 15.00 Uhr vor dem Franz-RadziwillHaus in 26316 Dangast, Sielstr. 3.
Die Anreise erfolgt individuell, damit alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Ausstellungsbesuchs frei in ihrer Tagesgestaltung sind.

Mitfahrgelegenheiten können vermittelt werden, bei der Anmeldung sollte unter Angabe der Telefonnummer mitgeteilt werden, ob eine Mitfahrgelegenheit angeboten oder gesucht wird.
Treffpunkt für die Gemeinschafts-Autos: 13.45 Uhr auf dem Parkplatz der Landesbibliothek Oldenburg: Abfahrt 14.00 Uhr.
Rückfahrt ca. 18.00 Uhr oder nach individueller Absprache.

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Mittwoch, den 21.6.2023, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Dr. phil. Silke Pasewalck (BKGE, Oldenburg):
Einblicke in die vielschichtige Literatur Estlands: Literaturtraditionen und aktuelle Themen

Estland, das kleine Land im Nordosten Europas, mit Staatsgrenze zu Russland und einer jahrhundertealten Beeinflussung durch deutsche Sprache, Kultur und Gerichtsbarkeit, hat eine vielfältige Literaturtradition vorzuweisen. Hierzulande ist diese Literatur weitgehend unbekannt, und auch die neueren Entwicklungen scheinen immer noch ein Geheimtipp zu sein, wenn auch die Romane der finnisch-estnischen Schriftstellerin Sofi Oksanen durchaus auch in Deutschland größere Beachtung fanden.


Frau Dr. Pasewalck, die seit 2018 in Oldenburg als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) arbeitet, wird uns als ausgewiesene Kennerin der Baltischen Bildungs- und Literaturgeschichte die interessante Entwicklung der Literatur Estlands nahebringen.

Im ersten Teil des Vortrags werden Spezifika dieser Entwicklung herausgestellt: Es wird um die Plurikulturalität und die Mehrsprachigkeit dieses kleinen Landes gehen, das erst 1918 seine Unabhängigkeit erklärte, im 20. Jahrhundert unter wechselnden Okkupationen litt und erneut 1991 unabhängig wurde. Durch die Literaturgeschichte dieses Landes lassen sich Schneisen legen: von der Frage der Kulturfähigkeit der estnischen Sprache über die Emanzipation der estnischen Literatur im Laufe des 19. Jahrhunderts bis zum Schreiben unter den Bedingungen der sowjetischen Herrschaft und schließlich der Eröffnung neuer Themen und Genres nach der Wende.

Im zweiten Teil des Vortrags wird sich Frau Dr. Pasewalck einem zentralen Thema der estnischen Literatur zuwenden: der Erinnerung. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des eigenen Landes, auch den unbewältigten Traumata, steht immer wieder im Zentrum. Veranschaulicht wird diese erinnerungspoetische Ausrichtung an den Werken dreier Autoren und Autorinnen: an Romanen von Jaan Kross (1920-2007), dem wohl national wie international bekanntesten estnischen Schriftsteller der Nachkriegszeit, der auch nach 1990 am meisten übersetzt wurde, an Werken von Viivi Luik (geb. 1946), die vor allem Lyrik geschrieben hat, und an Romanen der finnisch-estnischen Autorin Sofi Oksanen (geb. 1977).

Porträt Silke Pasewalck Prof. Dr. Frau Dr. Silke Pasewalck wurde nach dem Studium der Germanistik, Slavistik (Polnisch und Russisch) und Deutsch als Fremdsprache in Heidelberg und Berlin 2001 mit einer Arbeit über das Spätwerk Rilkes promoviert. Sie arbeitete als DAAD-Lektorin in Toruń/Polen, war Redakteurin im Geisteswissenschaftlichen Zentrum für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig und von 2010 bis 2018 Assoziierte Professorin für deutsche Literatur an der Universität Tartu/Estland, davon mehrere Jahre als Leiterin der Tartuer Germanistik, wo sie eine intensive germanistische Institutspartnerschaft zwischen Tartu und Göttingen aufbaute. Seit 2018 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) in Oldenburg.

Dies ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE)

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Mittwoch, den 31.5.2023, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Prof. Dr. Peter Janiesch:
Spurensuche. Von den Anfängen des Botanischen Gartens im Großherzogtum Oldenburg

Foto vom Botanischen Garten Der Botanische Garten in Oldenburg blickt auf eine 140 Jahre lange erfolgreiche Geschichte zurück und stellt in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit dar. Er ist die einzige wissenschaftliche Einrichtung des ehemaligen Großherzogtums Oldenburg, die sich bis heute erhalten hat. Und er ist der einzige Botanische Garten der Bundesrepublik, der zunächst ausschließlich zur Lehrerausbildung gegründet wurde. Vielen Oldenburgern und Oldenburgerinnen sind der Ursprung des Gartens und seine wechselvolle Geschichte nur wenig bekannt.

Großherzog Peter Friedrich Ludwig hatte 1793 das Großherzogliche Lehrerseminar gegründet, in dem Schüler ohne Abitur in drei Jahren zu Volksschullehrern ausgebildet werden konnten. Zu je dem Schulhaus gehörte meist auch ein Garten, den die Lehrer betreuten. Um sie dafür ausreichend auszubilden, kam 1882 der damalige Direktor des Seminars, Dr. Wilhelm Ostermann, auf die Idee, am Haarenesch einen Schulgarten anzulegen.
1888 kam der junge Lehrer Wilhelm Meyer als Lehrer für Deutsch und Zeichnen ans Seminar. Meyer hatte schon früh Interesse für die Natur entwickelt und zeichnete gern mit seinen Schülern in der freien Natur. Dies war für die damalige Zeit ungewöhnlich; die Erneuerungsbestrebungen des jungen Wilhelm Meyer, in der Natur zu zeichnen, war vielen suspekt. Nicht ganz freiwillig übernahm er 1913 den Seminargarten und erweiterte ihn zu einem Botanischen Garten.

Als Nicht-Botaniker arbeitete er sich in die neue Aufgabe mit Umsicht und einer einzigartigen Lernmethode ein. Alles, was er an Pflanzen nicht kannte, zeichnete er akribisch und legte so eine beeindruckende Sammlung von Pflanzenbildern an. Aus diesen Zeichnungen entstanden später seine Bestimmungsbücher mit Bilderleisten, mit denen er seiner Zeit um mehr als 50 Jahre voraus war. Dass der Garten mehrmals von Schließungen bedroht war, gehört ebenfalls zu dessen Geschichte, die uns Professor Janiesch nahebringen wird.

Wir freuen uns ganz besonders, dass wir den früheren Leiter des Botanischen Gartens, der sich intensiv mit dem Leben Meyers und der Geschichte des Botanischen Gartens beschäftigt hat, zu diesem Vortrag gewinnen konnten. Unter seiner Herausgeberschaft erschien 2020 das lesenswerte Werk Wilhelm Meyer (1867-1953) und der Botanische Garten zu Oldenburg. Naturkunde und Naturschutz als Lebensaufgabe.


Prof. Dr. Peter Janiesch studierte Biologie, Chemie und Geographie in Münster und wurde 1972 mit einer Arbeit über die Ökologie von Waldsäumen promoviert. 1980 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die Ökologie von Erlenbruchwäldern. Neben seiner Tätigkeit an der Universität Münster war er von 1963-1980 freier Mitarbeiter an der Arbeitsstelle für praktische und theoretische Pflanzensoziologie bei Prof. Dr. R. Tüxen. 1982 folgte er dem Ruf auf die Professur für Ökologie und Physiologie der Pflanzen an der Carl von Ossietzky - Universität Oldenburg. Wichtige Forschungsschwerpunkte waren der Mineralstoffwechsel von Pflanzen und die Renaturierung von Naturräumen. Von 1985 bis 2009 war er Leiter des Botanischen Gartens. Seit 2010 arbeitet er im Arbeitskreis Naturschutzgeschichte über die Geschichte des Botanischen Gartens und des Lehrerseminars in Oldenburg, und von 2013-2023 war er Naturschutzbeauftragter der Stadt Oldenburg.

Veranstaltung im Zusammenhang mit dem Vortrag von Prof. Dr. Janiesch:

Freitag, den 9.6.2023, um 17.00 Uhr

Prof. Dr. Dirk Albach (Oldenburg)
Eine Führung durch den Botanischen Garten

Treffpunkt am Eingang des Botanischen Gartens, Philosophenweg 39/41

Prof. Albach, der heutige Direktor des Botanischen Gartens, wird während des gemeinsamen Spaziergangs durch den Garten die Anlage und ihre Nutzung, die aktuellen Entwicklungen und interessante Einzelheiten erklären.


Prof. Dr. Dirk Albach ist Professor am Institut für Biologie und Umweltwissenschaften der Carl von Ossietzky - Universität Oldenburg mit dem Schwerpunkt Systematik und Evolutionsbiologie und Leiter der AG Biodiversität und Evolution der Pflanzen.

Um Anmeldung zur Führung wird gebeten bis Montag, den 5.6.2023,
telefonisch unter 0441-505018-20 oder per mail unter lbo@lb-oldenburg.de.

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Porträt August Lübben Mittwoch, den 26.4.2023, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Jun.prof'in Dr. Doreen Brand (Oldenburg):
Heinrich August Lübben - Ein bedeutender Forscher des Niederdeutschen in Oldenburg

Die Anfänge des Fachs Niederdeutsch, das mittlerweile an mehreren norddeutschen Universitäten gelehrt wird und demnächst an der Carl von Ossietzky Universität in drei eigenständigen Niederdeutsch-Studiengängen studiert werden kann, reichen zurück ins 19. Jahrhundert: Im Jahr 2019 jährte sich die Einrichtung der ersten Professuren für Niederdeutsch in Hamburg und in Rostock zum 100sten Mal, und der Verein für niederdeutsche Sprachforschung wird im nächsten Jahr sogar bereits sein 150jähriges Jubiläum begehen.

Aber wem von uns ist die besondere Bedeutung bewusst, die einem Oldenburger in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die frühe Fachgeschichte zukommt?

Der Vortrag über Heinrich August Lübben, der 1818 in Hooksiel als Sohn eines Volksschullehrers und Posthalters geboren wurde, wird dessen Werdegang und seinen Beitrag für die Konsolidierung dieses Fachs als eigenständigen Forschungsbereich der Germanistik beleuchten. Dass Lübben mit bereits 59 Jahren 1877 zum Leiter der Großherzoglichen öffentlichen Bibliothek, der heutigen Oldenburgischen Landesbibliothek, berufen wurde, ermöglichte ihm, neben der anspruchsvollen Bibliotheksarbeit seine Forschungen weiterzuführen: Er edierte in diesen Jahren nicht nur den Rasteder Bilderkodex des Sachsenspiegels von 1336; auch sein Hauptwerk, das sechsbändige "Mittelniederdeutsche Wörterbuch" (Bremen 1875-1881), für das er zuvor bereits für drei Jahre vom Gymnasiallehrerdienst in Oldenburg beurlaubt worden war, wurde in dieser Zeit fertiggestellt.

Lübbens Einstellung zur niederdeutschen Sprache, die seine Erstsprache war, wird ebenso zum Thema werden wie auch seine Haltung gegenüber einer Wissenschaft von dieser Sprache und ihrer Literatur; die daraus abgeleitete Vorstellung von der mittelniederdeutschen Sprache als Sprache der Hanse wirkt bis heute fort.

Porträt Doreen Brand
Doreen Brandt kommt aus Mecklenburg-Vorpommern und hat in Rostock Geschichte und Germanistik studiert. 2017 wurde sie in Rostock mit einer Arbeit über mittelniederdeutsche Ereignisdichtungen promoviert und arbeitete danach als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Rostock und Göttingen. Seit 2020 forscht und lehrt sie als Juniorprofessorin für Niederdeutsche Literatur in historischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive.

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Buchcover Friedrich Nietzsche: Morgenröte) Mittwoch, den 8.3.2023, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)

Dr. Hans von Seggern/ Paul Sonderegger (Berlin)
Friedrich Nietzsches "Morgenröthe. Gedanken über die moralischen Vorurteile" (1881)
Rezitation und Interpretation

Am 23. Juni 1881 schreibt Friedrich Nietzsche an seinen Freund Heinrich Köselitz in Venedig: "Wenn das Exemplar der Morgenröthe in Ihre Hände kommt, so erweisen Sie mir noch eine Ehre: gehen Sie mit demselben auf einen Tag nach dem Lido, lesen Sie es als Ganzes und versuchen Sie ein Ganzes für sich daraus zu machen – nämlich einen leidenschaftlichen Zustand." – Dr. Hans von Seggern und Paul Sonderegger werden mit ihrer Präsentation eine ganz besondere und sicher auch leidenschaftliche Einführung in dieses eher selten gelesene Werk Nietzsches bieten: Gemeinsam mit Menschliches, Allzumenschliches (1878/1886) und Fröhliche Wissenschaft (1882/1887) bildet die Morgenröthe (1881) eine Trias derjenigen Werke Nietzsches, die zum Verständnis seines literarischen Hauptwerks Also sprach Zarathustra (1883-1885) unerlässlich sind. In philosophischen Erörterungen, Aphorismen und Sprüchen werden jene Metaphern eingeführt und gewissermaßen codiert, die die Basis des spezifischen Philosophierens in Also sprach Zarathustra bilden. Die Lesung bietet somit ein Stück ausgeführter "Metaphorologie" zum Verständnis von Nietzsches bildhaftem Denken – ein Zugriff, mit dem der Philosoph Hans Blumenberg die philosophische Begriffsgeschichte grundsätzlich erweitert hat: Metaphern sind danach für das menschliche Denken und Verhalten nicht weniger wichtig als klare Definitionen.

In der Lesung wird der Schauspieler Paul Sonderegger in der Person Nietzsches auftreten und agieren, indem er eine Reihe sehr schöner, teils dramatischer, teils auch schlichtweg amüsanter, für das Verständnis der Morgenröthe wesentliche Texte rezitiert. Der Literaturwissenschaftler Hans von Seggern sekundiert ihm, indem er die verlesenen Zitate verständlich kommentiert und dabei auch im Kontext von Nietzsches Denken und der Philosophiegeschichte insgesamt verortet. So entsteht eine Bild der Denkbewegung, die grundlegend die Morgenröthe durchzieht.

Hans von Seggern
Dr. Hans von Seggern, der auch im Bereich Digitale Wissensvermittlung arbeitet, studierte nach seiner Schulzeit am Alten Gymnasium in Oldenburg an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, der FU Berlin und Universität Wien Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie. 2004 wurde er an der FU mit einer Arbeit zu Nietzsche und die Weimarer Klassik promoviert. Zu seinen Publikationen gehören zahlreiche Aufsätze zur Geschichte des Unbewussten mit den Schwerpunkten Spinoza – Nietzsche – Freud. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Reihe Philosophie und Lebenskunst des Verlags Metzler. In Vorbereitung ist eine Studie zu den literarischen Quellen von Walter Benjamins Passagen-Werk.

Paul Sonderegger (Foto: Dieter Reinhold)
Paul Sonderegger hat sich seit seinem Studium in Wien nicht nur als Schauspieler und Regisseur einen Namen gemacht; er ist auch bekannt als passionierter Vorleser: Im Fontane-Jahr 2019 las er den kompletten Roman Der Stechlin am Stechlinsee, und im Ethnologischen Museum Berlin wurde seine Lesung von Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt mit kulinarischen Köstlichkeiten aus fünf Kontinenten serviert. Mehrere Leserreisen führte ihn nach Italien, wo er u.a. Heinrich Heines Die Bäder von Lucca in der Toskana vortrug oder auf Sizilien Seumes Spaziergang nach Syrakus. Er ist ein vielgebuchter Sprecher und Hörfunkregisseur des rbb und des Deutschlandfunks Kultur.

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Mittwoch, den 15.2.2023, um 19.00 Uhr
im Vortragsraum der Landesbibliothek
(Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg)
Vorher: Mitgliederversammlung um 18.00 Uhr

Dr. Birte Lipinski (Lübeck):
Von Macht, Autorität und Demokratie.
Heinrich Manns Der Untertan (1918) als Roman und Ausstellung

Heinrich Manns Romanbestseller Der Untertan, abgeschlossen Anfang Juli 1914, hat eine spektakuläre Veröffentlichungs- und Rezeptionsgeschichte. Seine Publikation wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs gestoppt; als das Werk 1918 im Kurt Wolff Verlag erschien und sich umgehend zu einem großen Verkaufserfolg entwickelte, wurde es als Abrechnung mit dem deutschen Kaiserreich und mustergültige Beschreibung der Vorgeschichte des Krieges gefeiert: "[...] so überraschend ist die Sehergabe, so haarscharf ist das Urteil, bestätigt von der Geschichte, bestätigt von dem, was die Untertanen als allein maßgebend betrachten: vom Erfolg." (Ignaz Wrobel=Kurt Tucholsky, Die Weltbühne, 20.3.1919). Der Rezensent jubelte: "Dieses Buch Heinrich Manns, heute, gottseidank in aller Hände, ist das Herbarium des deutschen Mannes. Hier ist er ganz: in seiner Sucht zu befehlen und zu gehorchen, in seiner Rohheit und in seiner Religiosität, in seiner Erfolgsanbeterei und in seiner namenlosen Zivilfeigheit." Der Untertan machte seinen Autor zu einem der wichtigsten politischen Intellektuellen der Weimarer Republik. Und heute, über einhundert Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe, erweisen sich die gesellschaftlichen Diskurse des Textes als zeitlos: Themen wie Macht, Autorität, Gehorsam, Zensur, Ausgrenzung, Gewalt und Militarismus stehen wieder im Zentrum aktueller Debatten um gesellschaftliches Miteinander. "Einer wie er, ein Anhänger der Aufklärung und Verteidiger der Demokratie, sollte uns gerade heute Vorbild sein“, schrieb Frank-Walter Steinmeier 2021 zum 150. Geburtstag des Autors im Tagesspiegel. "Denn wir erleben ja wieder, wie die Demokratie verächtlich gemacht wird, wie der Hass öffentliche Debatten vergiftet, wie sich autoritäres Denken und Irrationalismus verbünden, wie mancherorts die Sehnsucht nach nationaler Abschottung wächst."

In Hamburg und Niedersachsen ist das Werk in diesem Frühjahr Abiturthema. Und wie aktuell Heinrich Manns Roman ist, zeigt ebenfalls die neue Sonderausstellung des Lübecker Buddenbrookhauses, deren Leiterin uns auch die Konzeption dieser Ausstellung nahebringen wird.

Der Vortrag gibt einen Einblick in die Geschichte eines Klassikers der Deutschen Literatur: in seine Rezeption sowie in Schlüsselszenen und -themen. Anhand von Bildern aus der Lübecker Ausstellung wird Frau Dr. Lipinski darüber hinaus anschaulich machen, wie eine Literaturausstellung konzipiert werden kann, die über das Zeigen von Buchexponaten und Dokumenten hinausgeht: Wie lässt sich ein umfangreicher Roman darstellen – und welche Form findet man für Satire? Wie lässt sich ihre aktuelle Bedeutung in den Raum bringen – und wie stößt man Diskussionen an? Das Kuratorinnen-Team der Ausstellung versteht diese nicht nur als literaturwissenschaftliches Informationsmedium, sondern als Medium der politischen Bildung im Sinne Heinrich Manns: "Demokratie ist im Grunde die Anerkennung, daß wir, sozial genommen, alle füreinander verantwortlich sind." (Heinrich Mann, Der tiefere Sinn der Republik, 1927)

Foto von Dr. Birte Lipinsky
Dr. Birte Lipinski ist Museumsleiterin des Buddenbrookhauses/Heinrich-und Thomas-Mann-Zentrum in Lübeck. - Nach dem Studium der Germanistik und Bildenden Kunst an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Universidad de Salamanca arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, wo sie 2012 promoviert wurde. Danach war sie Referentin für das wissenschaftliche Programm bei der Studienstiftung des deutschen Volkes. Seit 2014 hat sie zahlreiche Sonderausstellungen und Publikationen des Buddenbrookhauses verantwortet. Aktuell kuratiert sie die neue Dauerausstellung für das erweiterte Buddenbrookhaus.


Alle Veranstaltungen finden in der Regel jeweils um 19.00 Uhr
in der Landesbibliothek Oldenburg, Pferdemarkt 15, statt.

Der Eintritt ist frei.


Geschäftsstelle der
Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft
c/o Landesbibliothek Oldenburg
Postfach 3480
26024 Oldenburg
Tel. 0441-505018-0 Fax: 0441-505018-14