1872 wird Iwan Bloch als ältestes von fünf Geschwistern in Delmenhorst geboren. Er wird das erste jüdische Kind der Stadt sein, welches das Abitur machen darf - da es in Delmenhorst keine Oberschule gibt, siedelt er nach Hannover um, wo er 1891 die Abiturprüfung ablegt. Es folgt ein Medizinstudium in Heidelberg, Bonn, Berlin und Würzburg.
1897 eröffnet er in Berlin eine Praxis als Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Er heiratet und bekommt einen Sohn. Zwischen 1899 und 1901 erscheinen Iwan Blochs erste sexualwissenschaftliche Schriften.
Vor allem mit seinen Thesen über den Ursprung der Syphilis macht er international von sich reden. Er steht in Kontakt mit renommierten Fachkollegen, wie Havelock Ellis und Sigmund Freud.
Neben der Entdeckung eines Manuskriptes des legendären Maquis de Sade wird Bloch vor allem durch sein 1906 erschienenes Hauptwerk, der Kulturstudie "Das Sexualleben unserer Zeit", bekannt und berühmt.
Iwan Bloch stirbt im November 1922 an einer schweren Grippe. (A.R.)
"Der Kuß durch Berührung der Lippen oder benachbarter Hautstellen ist europäischen Ursprungs und auch hier noch verhältnismäßig spät üblich geworden (...).- Es ist interessant, daß die Chinesen den europäischen Kuß als ein Zeichen von Kannibalismus betrachten". (Das Sexualleben unserer Zeit, Berlin 1906.)
"So sehr ich für die "freie Liebe" eintrete, d.h. für die auf innige Liebe, persönliche Harmonie, geistige Wahlverwandtschaft gegründete, aus beiderseitiger freier Entschließung gegründete und (...) nach (...) Vergewisserung der Gesundheit beider Teile eingegangene Geschlechtsverbindung, ebenso sehr muß ich, allerdings hauptsächlich vom Standpunkt des Arztes und der öffentlichen Hygiene, aber auch aus ethischen Gründen, den heute so weit verbreiteten "außerehelichen" Geschlechtsverkehr verurteilen, für den ich (...) die Bezeichnung "wilde Liebe" vorschlage." (Das Sexualleben unserer Zeit, Berlin 1906)
"Der Geistes- und Gemütszustand des Weibes ist ohne Zweifel ein verschiedener in den verschiedenen Phasen des weiblichen Zyklus (...) 'Bei allen Proben von Kraft und Geschicklichkeit', sagt Havelock Ellis, 'Hängt die Verfügung des Weibes über ihren Besitz an Kraft und Genauigkeit von dem gerade vorhandenen Niveau ihrer Monatskurve ab. Ebenso sollte bei jedem strafrechtlichen Verfahren gegen eine Frau regelmäßig das Verhalten der Tat zu ihrem Monatszyklus ermittelt werden.'"
(Das Sexualleben unserer Zeit, Berlin 1906.)