Entgegen dem Rat seiner Freunde und Verwandten beschloss Carl Ramsauer Mathematik und Physik zu studieren. Als er 1897 auf dem Alten Gymnasium Oldenburg seine Abiturprüfung ablegte, ahnte niemand welcher Erfolg ihm mit dieser Entscheidung beschieden sein sollte. Sein Studium führte ihn nach München, Tübingen und nach Kiel, wo er schließlich seine Promotionsprüfung ablegte. Nach einigen Jahren am kaiserlichen Torpedo-Laboratorium in Kiel nahm er eine Stelle als Assistent am Heidelberger Institut an.
Internationale Bekanntheit erlangte Ramsauer jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg.
Er stellte fest, dass langsam abgefeuerte Elektronen besser durch ein Gas treten als schneller abgefeuerte - ein erster Hinweis auf die Wellennatur von Elektronen und damit ein wichtiger Baustein zur Entwicklung der Quantenmechanik.
In der Folgezeit schlug er eine Laufbahn als Hochschullehrer ein und half 1928 bei der Gründung des Forschungsinstituts der AEG in Berlin, dessen Leitung er übernahm. 1938 zum Vorsitzenden der Berliner- und 1941 der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gewählt setzte er sich schließlich für die wissenschaftliche Forschung und für die Verbesserung der Physikerausbildung ein. (U.M.)
"Ich wenigstens muß gestehen, dass ich mich erst wirklich als Physiker fühle, nachdem ich - leider erst in meinem siebenten Jahrzehnt - in enge Berührung mit den ganzen Urquellen der Experimentalphysik gekommen bin."
Carl Ramsauer im Vorwort zu seinem Buch "Grundversuche der Physik in historischer Darstellung".
"Man darf die Physik nicht nur als eine, wenn auch hochwertige, Einzelwissenschaft ansehen, sondern muß gleichzeitig ihre Allgemeinbedeutung berücksichtigen, die weit über die Grenzen einer Einzelwissenschaft hinausgeht"
Carl Ramsauer: Physik - Technik - Pädagogik (S. 1).
"Ich führte also in Danzig das Physikstudium mit seinen selbstständigen Arbeiten in der gleichen Art ein, wie ich es in Heidelberg kennen gelernt hatte, allerdings mit der Tendenz, die Selbstständigkeit der Praktikanten nicht zu unterdrücken, sondern auch in den kleinsten Äußerungen nach Möglichkeit zu fördern."
Carl Ramsauer: Physik - Technik - Pädagogik (S. 124).
[...] "Alles dies tat ich in der festen Überzeugung, dass die deutsche Zukunft in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft nicht zum wenigsten durch die Entwicklung der deutschen Physikbestimmt wird und daß daher die Physik einen Zukunftsfaktor ersten Ranges für Deutschland bedeutet"
Carl Ramsauer: Physik - Technik - Pädagogik (S. 130).
"Ich war 1938 zum Vorsitzenden der Berliner Physikalischen Gesellschaft und 1941 zum Vorsitzenden der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gewählt worden, weil man hoffte, daß ich in meiner nicht-beamteten Stellung größere Möglichkeiten haben würde, den zu befürchtenden Übergriffen der Partei entgegenzutreten"
Carl Ramsauer: Physik - Technik - Pädagogik (S. 128).