Forscht man nach deutschen Historikern, die der deutschen Geschichtswissenschaft neue Impulse verliehen und für die weitere Entwicklung der Disziplin von Bedeutung waren, findet sich häufiger der Name Karl Hermann Oncken.
Der am 16.11.1689 in Oldenburg geborene Oncken war in den ersten 30 Jahren des letzten Jahrhunderts durch unterschiedliche Publikationen und Professuren an mehreren Universitäten (Berlin, Heidelberg, Gießen und München) bekannt geworden und zählte zu den wichtigsten zeitgenössischen Historikern Deutschlands.
Nach dem Studium der Geschichte, Volkswirtschaft und Germanistik an der Universität Berlin (1887-1891) befasste er sich mit der Erforschung seiner Heimatstadt und begründete gemeinsam mit Georg Sello 1892 das Oldenburger Jahrbuch, für das er viele Artikel publizierte.
In den nächsten Jahren verlagerte er seinen wissenschaftlichen Fokus und widmete sich der politischen Geschichte, wovon nicht zuletzt seine berühmt gewordenen Biographien Ferdinand Lasalles und Rudolf von Bennigsens zeugen, mit denen er "historiographisches Neuland" betrat. (C.E./ C.N.)
Geschichte ist für Karl Hermann Oncken eine Wissenschaft, "die ihren Sinn und ihre Gesetze in sich selber trägt und doch mit dem Leben so eng verbunden ist: in das man immer wieder eintauchen möchte, um die Anschauung der Zeiten zu befruchten, und von dem man sich immer wieder ablösen muß, um dem historischen Verstehen seine Reinheit und Unabhängigkeit zu bewahren."
(Aus: Dankschreiben für Glückwünsche zu seinem 60. Geburtstag, Dezember 1929, zit. nach: Schwabe, Klaus: Karl Hermann Oncken, in: Wehler, Hans Ulrich: Deutsche Historiker II, Göttingen 1971, S. 81))