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Künftige Lehrer:innen erkunden die Landesbibliothek

Der Unterricht wird zum Lokaltermin: Studierende des Sachunterrichts untersuchten die LBO auf ihr Potenzial für praxisorientierten Unterricht mit Grundschüler:innen.


„Wer sich Blattgold leistet, gönnt sich meistens auch Leder.“ Studierende der Universität Oldenburg umringen die Werkbank von Sanja Gehrken. Die Buchbinder-Gesellin erläutert ihnen die historische Entwicklung ihres Handwerks: „Tendenziell sind Goldprägungen auch auf anderen Stoffen, wie beispielsweise Leinen, möglich“, sagt sie. „Das wäre aber so, als würde man sich Trüffel mit Maggi-Fix zubereiten.“

Die Buchbinderei ist die erste Station der Exkursion in die Landesbibliothek Oldenburg, die Dr. Mark-Tilo Schmitt für Studierende der Interdisziplinären Sachbildung organisiert hat. Angehende Lehrer:innen sollen die Möglichkeit bekommen, das Potenzial von Bibliotheken als außerschulische Lernorte für Grundschüler:innen zu ermitteln.

Das scheint nun auf den ersten Blick auch nicht ganz zusammenzupassen: Aktuelle Kinder- und Jugendliteratur gehört mit Ausnahmen nicht ins Erwerbungsprofil der Landesbibliothek Oldenburg und auch das Schulungsangebot richtet sich in erster Linie an Schüler:innen der Sekundarstufe II. Auf Wunsch ist allerdings eine individuelle fachgebundene Führung nach vorheriger Absprache möglich.

Von alt bis jung: Bücher aller Art

Bereits zum dritten Mal nimmt Mark-Tilo Schmitt dieses Angebot in Anspruch und schickt Studierende auf Ideenfindung: Mit Goldfolie dürfen sie sich ihr eigenes Lesezeichen prägen, bevor sie sich im Altbestand weitere Beispiele für die beim Buchbinden verwendeten Materialien wie Holz, Leder oder Pergament anschauen. „Bücher in Not“ mit aufgeplatztem Rücken lassen hier genauer auf den ursprünglichen Arbeitsprozess schließen.

Nach Hinweisen auf nützliche Lektüre für den Sachunterricht bekommt die Gruppe im Lern- und Informationszentrum (LIZ) dann doch noch einige Kinderbücher zu sehen: Titel aus dem ehemaligen Oldenburger Stalling-Verlag, wie die Pop-Up-Ausgabe von Alice im Wunderland, können hier zur Ansicht bereitgestellt werden.

Praxisorientierter Unterricht

Eva Rotert, Lena Hauck und Maximilian Mennecke haben schon erste Ideen, wie sich die Landesbibliothek als Lernort für Grundschüler:innen nutzen ließe. Sie studieren im letzten Bachelor-Semester und sind über die Internetseiten für die Didaktik des Sachunterrichts am Institut für Pädagogik auf die Exkursion aufmerksam geworden.

„Am interessantesten ist natürlich die Buchbinderei“, findet Maximilian Mennecke. Hier könne die Geschichte des Buches und des Buchbinder-Handwerks praxisorientiert vermittelt werden. Auch eine Unterrichtseinheit zum Thema „Welche Berufe gibt es in Bibliotheken?“ könne er sich gut vorstellen. Dass es jüngeren Schüler:innen oft sehr schwer falle, historische Zeiten richtig einzuschätzen, weiß Lena Hauck aus einem Uni-Seminar: „Das könnte man hier anhand verschiedener Bücher gut vermitteln.“ Eva Rotert würde mit ihren Schüler:innen die Regionalabteilung besuchen und etwas zur Oldenburger Stadtgeschichte machen: „Wie sah der Lappan früher aus?“ und ähnliche Fragen könnten mit einem Versuch, die alte deutsche Druckschrift zu lesen, kombiniert werden. Natürlich müsse man in einer wissenschaftlichen Bibliothek schon genauer schauen, was für einen praxisorientierten Unterricht mit Kindern infrage kommt, sind sich die drei einig.

Lernorte erproben

Tatsächlich sind Grundschüler:innen eher die Zielgruppe von Stadt- oder Gemeindebibliotheken – auch innerhalb des Schu:Bi-Netzwerks in Oldenburg. Das Institut für Pädagogik der Universität Oldenburg biete alternativ auch Exkursionen zu Häusern an, die schon von sich aus ein didaktisches Konzept anbieten, erklärt Mark-Tilo Schmitt. An Orten wie der Landesbibliothek Oldenburg sei es hingegen die Transferleistung der angehenden Lehrer:innen, selbst Konzepte zu entwickeln – und umzusetzen:

Maximilian Mennecke und Lena Hauck verschlägt es nach dem Studium „ziemlich sicher“ an die Grundschule. Mennecke interessiert sich besonders für ein Teilzeitmodell, das eine Lehrtätigkeit in der Grundschule sowie eine wissenschaftliche Mitarbeit an der Universität Oldenburg erlaube. Eva Rotert weiß schon, dass es in eine etwas andere Richtung geht und möchte sich um den Masterstudiengang Literarisches Schreiben und Lektorieren in Hildesheim bewerben. Auch ein Volontariat in einem Kinderbuchverlag könne sie sich gut vorstellen.

Weitere Informationen zum Bildungsangebot des Instituts für Pädagogik und der Landesbibliothek Oldenburg finden sich auf folgenden Seiten:

Stand: 07.02.2025