Regionalbuch des Monats
Die Landesbibliothek Oldenburg präsentiert in einer Vitrine in der 2. Etage des Lern- und Informationszentrums (LIZ) zehn- bis zwölfmal im Jahr ein interessantes Buch aus der Region Oldenburg, vorwiegend aus ihrem Altbestand.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
In diesem Monat wird ausgestellt:
Das Regionalbuch des Monats Mai 2025 ist die Anthologie „De Prullenkiep“ von Hermann Pöpken (1906-2000) aus Anlass seines 25. Todestages. „Hemman“, wie er von seinen Freunden genannt wurde, stammte aus Neuenhuntorf in der Wesermarsch und war später als Lehrer in Neuenkruge im Landkreis Ammerland tätig. Was ist nun eine „Prullenkiep“?
Hierzu ein kleiner Exkurs in die Literaturgeschichte: Zwei Dinge sind für Schriftsteller besonders schwierig: Der Schluss und der Titel einer Geschichte. Letzterer findet sich noch am schwierigsten, wenn der Schriftsteller kleinere Werke, „Etüden“ oder Fingerübungen veröffentlichen will, deren Qualität er als zu hoch einschätzt, sie nicht zu veröffentlichen, sie ansonsten aber in keinem inhaltlichen Zusammenhang zueinander stehen. Als Verlegenheitslösung kann er natürlich einfach den reinen Gattungsbegriff („Geschichten“, „Gedichte“, „Erzählungen“) oder den Titel des ersten Textes („ … und andere Geschichten“) als Titel verwenden.
Nicht selten verwenden Autorinnen und Autoren aber so etwas wie einen „verspielten“ Gattungsbegriff, um das Fehlen der inhaltlichen Klammer eines Werks nicht als Vorwand für einen einfallslosen Werktitel zu missbrauchen. So wählte man im Barock oft „Lustgarten“ oder „Musenhain“ als Titel. Ersterer steht sinnbildlich für ästhetische Fülle und sinnliche Vielfalt.
In der Neuzeit wurde man wieder prosaischer. So wählte Lichtenberg für seine Aphorismensammlung den ironischen Titel „Sudelbücher“ oder Umberto Eco für seine Zeitungskolumnen den Titel „Streichholzbriefe“.
Hermann Pöpken nun wählte als Titel für seine Geschichten- und Gedichtsammlung die Bezeichnung „Prullenkiep“. „Prullen“ ist Oldenburger Platt für „Lumpen“ oder „Plunder“, und die „Kiepe“, mit der früher fahrende Händler ihre Ware auf dem Rücken transportierten, ist vielleicht noch vielen bekannt.
Warum belegt man seine eigene Werksammlung mit einem so despektierlichen Titel? Bescheidenheitsgesten sind so alt wie die Literaturgeschichte selbst. Und auch im Falle von Pöpken nicht mehr als Gesten: Pöpken gehört zu den wenigen Autoren der Region, bei denen sich ein ursprüngliches, unverfälschtes Platt mit Erzähltiefe ergänzt.
Mehr zur Biographie Pöpkens findet sich in dem Band „Hermann Pöpken. Een Leven för Plattdüütsch“ von Rolf Pannemann und Walter Pieper, BIS Oldenburg 2001 (LBO: SPIEKER H 2070)