Die Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik und die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Januar 1933 wurden schon unter den Zeitgenossen kontrovers diskutiert. Bis heute hat sich auch in der historischen Forschung kein Konsens darüber eingestellt, wie die einzelnen Krisenfaktoren zu gewichten sind und welche Umstände die Bahn in die Katastrophe bereiteten. Waren es die zahlreichen Geburtsfehler und Defizite der Republik, die sie zum Einsturz brachten? Bildeten die Hypotheken und Belastungen durch das im Ersten Weltkrieg untergegangene Kaiserreich eine zerstörerische Kontinuitätslinie aus, die Weimar in einen unaufhaltsamen Abwärtsstrudel zog und die von Bismarck zu Hitler führte? Oder gab es hausgemachte Defekte und selbst verursachte Probleme des neuen Staates, an denen er zugrunde ging?
Der Vortrag diskutiert die rivalisierenden Deutungen und versucht auf den entscheidenden Problemfeldern eine analytische Gewichtung der einzelnen Erklärungsvarianten vorzunehmen.
Prof. Dr. Rainer F. Schmidt lehrte bis 2021 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte. Er publizierte zahlreiche Monographien, darunter eine Studie zum Flug von Rudolf Heß nach Schottland im Mai 1941, eine Geschichte des Zweiten Weltkriegs, ein Buch zur Außenpolitik des Dritten Reiches, eine Biographie Otto von Bismarcks sowie zuletzt unter dem Titel „Kaiserdämmerung“ ein Werk zu Vorgeschichte und Verlauf des Ersten Weltkriegs.