Schon 2011 war mit der Ausstellung Malerbücher die Neuorientierung der Künstlerin vom Bilderbuch zur Buchkunst deutlich sichtbar geworden; in der Ausstellung Die Winterreise 2017 stand dann ausschließlich das Künstlerbuch im Mittelpunkt.
Nun zeigt die Retrospektive in der Landesbibliothek anlässlich des 80. Geburtstages der Künstlerin auch die Anfänge und einige ‚Nebenwege‘ ihres umfangreichen künstlerischen Werks. Ausgestellt werden Landschaftsaquarelle, die bis zu den ersten Bilderbüchern (ab 1987) einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Die Künstlerin bleibt dem Motiv Landschaft auch mit wechselnden Techniken (z. B. Ölpastell) treu. In den späteren abstrakten Arbeiten tauchen dann informelle Zeichen auf – bis hin zur Schrift, die unlesbar bleibt, aber wichtiges Gestaltungsmittel ist.
Als Autorin und Illustratorin von Bilderbüchern mit fünfzehn Veröffentlichungen von 1987 bis 2008 schafft Heike Ellermann ein eigenständiges Werk in der deutschen Kinderliteratur mit Nominierungen 1991 und 1999 für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Die Recherchen für das Bilderbuch Malte im Moor (1995; Text Irmtraud Rippel) inspirierte die Illustratorin zu einer Fotoarbeit: ausgestellt ist die 8-teilige Fotoserie Räderwerk mit Motiven aus dem Moormuseum in Elisabethfehn.
Illustrationen & Objektkästen (2012) zu Gedichten der Lyrikerin Rose Ausländer (1901-1988) werden jetzt erstmalig in Oldenburg gezeigt. Sie bilden einen der erwähnten künstlerischen ‚Nebenwege‘, zu denen auch eine weitere Fotoserie gehört: 20 Schaltkästen, aufgenommen 2010 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte.
Serien von Leporellos sind in den Tischvitrinen dekoriert: Unikate in freier Farbgestaltung, übermalte Inkjetdrucke und auch die drei zuletzt entstandenen Künstlerbücher, die Heike Ellermann im Eigenverlag als limitierte Auflagendrucke herausgibt. Die aktuelle Arbeit spuren & narben zum Bunker Valentin in Farge/Bremen entsteht 2021. Verknüpft mit dem Gedicht eines französichen Autors und ehemaligen Widerstandskämpfers, der als Zwangsarbeiter am Bunkerbau beteiligt war, ist es ein Beitrag zur Erinnerungskultur in unserer Region.