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„Komm, goldener Pfau!“ Jiddisch neu entdecken

Ausstellung

Mehr als 100 Exponate zur jiddischen Sprache und Literatur präsentiert die Landesbibliothek Oldenburg vom 30. Mai bis 20. Juli 2024.

Die Ausstellung widmet sich dem Jiddischen in zwei räumlich getrennten Bereichen. Der erste Teil thematisiert einführende und allgemeine Aspekte des Jiddischen wie die Sprachgeschichte, Sprichwörter, jiddisches Vokabular im Deutschen, Witz und Musik. Dabei werden häufige Vorurteile gegenüber dem Jiddischen problematisiert und für den Umgang mit Jiddismen im Deutschen sensibilisiert.

Es ist merkwürdig, wie wenig man in der nichtjüdischen Welt vom jüdischen Volk weiß. Dies ist heute nicht anders als in all den zweitausend Jahren, da die Juden mit den Völkern des europäischen Altertums und dann mit denen zusammentrafen, die erst im Mittelalter entstanden oder hervortraten.

- Salomo Birnbaum, Praktische Grammatik der Jiddischen Sprache (1915)

Wussten Sie, dass ...
... es im Jahr 1920 mehr Muttersprachler des Jiddischen als des Englischen in New York gab?
... Frida Kahlos Ehemann Diego Rivera ein jiddisches Buch illustrierte?
... der Übersetzer des ersten vollständigen jiddischen Tanachs aus Wittmund (Ostfriesland) kommt?
... der Erfinder der Litfaßsäule auch jiddische Plakate gedruckt hat?
... es jiddische Tangomusik gibt?

Fortwährende Verantwortung und Mahnung

In die Landesbibliothek Oldenburg gelangte 1979 durch Tausch mit der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen eine jiddische Sammlung von etwa 200 Bänden. Sie enthält vor allem moderne jiddische Literatur des 20. Jahrhunderts. Die Sammlung soll an die Geschichte des Gebäudes als ehemalige Polizeikaserne mahnen, von dem aus jüdische Männer durch die Stadt getrieben und dann in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurden.

„Die goldene pave ist ein seltener Vogel. Ihr könnt die ganze Welt bereisen und werdet ihr nicht begegnen.Ihr werdet sie erst antreffen, wenn ihr euch mit dem jiddischen Volkslied vertraut macht. Dort ist sie geboren“
– Itzik Manger, Shriftn un proze (1980)

Der goldene Pfau

oder auf Jiddisch די גאלדענע פאווע (di goldene pave) ist ein mythologischer Vogel, der ursprünglich aus einem jiddischen Volkslied stammt. Die goldene pave ist vielfach in jiddischen Gedichten, u. a. von Anna Margolin, Moyshe-Leyb Halpern und besonders von Itzik Manger, besungen worden.​​​​​

„Würde sie verstummen und wär sie still,
dann käm ich, öffnete den Mund
wie ein Löwe, und
würde, vom feurigen Zunder umweht,
einschlingen die Sprache, die untergeht
einschlingen, und alle Geschlechter wecken mit
Löwengebrüll“

– aus Abraham Sutzkever, Jiddisch (1948)

Vielfalt des Jiddischen

Die Ausstellung widmet sich dem Jiddischen in zwei räumlich getrennten Bereichen. Der erste Teil thematisiert einführende und allgemeine Aspekte des Jiddischen wie die Sprachgeschichte, Sprichwörter, jiddisches Vokabular im Deutschen, Witz und Musik. Dabei werden häufige Vorurteile gegenüber dem Jiddischen problematisiert und für den Umgang mit Jiddismen im Deutschen sensibilisiert.

In der Hauptausstellung finden Sie eine chronologische Darstellung von einschlägigen, oft wunderschön illustrierten Werken der jiddischen Literatur.
Die Schriftkultur des Jiddischen schöpft aus einer mehr als 750 Jahre alten Geschichte und reicht in der Ausstellung vom Wormser Machsor von 1272 bis hin zu einem jiddischen Gedicht, das den Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 reflektiert.
Übersetzungen von klassischer und wissenschaftlicher Literatur ins Jiddische belegen die Reichweite und den Anspruch des Jiddischen als eigenständige Sprache.

Jüdische Rituale

Die Präsentation von verschiedenen Ritualgegenständen aus der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg ermöglicht ein vertieftes Kennenlernen von jüdischem Leben und dessen Traditionen.

Wissen Sie, wann das Schofarhorn geblasen wird?

Ausstellungsführungen

mit Kurator Stefan Leicht am 11.06.2024, 18.06.2024, 25.06.2024, 09.07.2024 und 16.07.2024. Jeweils um 16.30 Uhr.

Begleitprogramm

Vorträge

20.06.2024 Dr. des. Daria Vakhrushova (LMU München): עמוד פֿאַרן  |  Vor dem Schrein: Zeitschriften der jiddischen Avantgarde

10.07.2024 Dr. Ronen Steinke: „Wenn die Mischpoke mauschelt. Antisemitismus in der Sprache“

Jiddisches Filmprogramm

in Kooperation mit hakOLnoa und dem Cine k (jeweils um 19.30 Uhr)

03.06.2024: Yentl (1983) von Barbara Streisand
10.06.2024: SHTTL (2022) von Ady Walter
24.06.2024: Menashe (2017) von Joshua Z. Weinstein
01.07.2024: Lang ist der Weg (1947/48) von Herbert B. Fredersdorf/Marek Goldstein

Jiddisches Kinderbuch-Kino

02.06.2024, 16.30 Uhr, im Cine k mit Maja Harel

Klezmer-Konzert

27.06.2024, 20 Uhr KlezmArized im Wilhelm13

Jiddisch Sprachkurs für Anfänger mit Norbert Arzberger

08.06.2024: Alef-beys (Alphabet)
15.06.2024: Transkription und Erschließung einfacher Texte
22.06.2024: Grundlagen der jiddischen Grammatik 

jeweils samstags von 10.30 bis 12.00 Uhr im Vortragsraum der Landesbibliothek

Mit freundlicher Unterstützung von

Cover der Zeitschrift Milgroim (Berlin, 1922, Heft 2)

Cover der jiddischen Übersetzung von Nietzsches Ecce Homo, 1929.

Cover von Leib Kvitko, Foyglen; Berlin 1922 (Reprint 1982).

Stand: 04.06.2025