Antoni[i] Guntheri[i] Billichi[i] Frisi[i] Archiatri Oldenburgensis Observationum ac Paradoxorum chymiatricorum Libri Duo.
Lugduni Batavorum [Leiden] : ex officina Joannis Maire, 1631. - 173 Seiten, Kupfertitel, 4°
LBO: NW III 10 A 19
Die Alchemie begann als Zauber- und Geheimnislehre zur Auffindung des Steins der Weisen. In der Frühen Neuzeit wandelte sie sich allmählich zur ernsten Wissenschaft. Dabei verlor sie ihre Vorsilbe und wurde zur Chemie. Einer der zahlreichen Vorkämpfer für die Chemie als ernste Wissenschaft war der Jeveraner Arzt Anton Günther Billich (1599-1640). Seine Vornamen erhielt er von seinem Taufpaten, dem Oldenburger Grafen Anton Günther (1583-1667). Durch die Beziehungen seines Elternhauses zum Oldenburger Grafenhause erhielt er eine umfassende universitäre Bildung und wurde 1625 zum Leibarzt seines Taufpaten.
Neben seiner ärztlichen Tätigkeit verfasste Billich mehrere theoretische Werke zur Chemie, genauer zur Chemiatrie, also der Herstellung von Arzneimitteln durch chemische Methoden. Die Landesbibliothek hat mehrere seiner Schriften im Bestand. Anlässlich seines 425. Geburtstages ist als Beispiel für seine chemiatrischen Schriften der Band „Observationes ac Paradoxa chymiatrica“ („Beobachtungen und Paradoxien der Chemiatrie“) aus dem Jahre 1631 das Regionalbuch des Monats März 2024. Der ostfriesische Gelehrte Hermann Conring (1606-1681), der für die Druckausgabe ein Lobgedicht auf Billich verfasste, bezeichnete die „Observationes ac Paradoxa chymiatrica“ als dessen vorzüglichstes Werk.
Billich grenzt sich in seinen „Beobachtungen“ einerseits von der antiken hippokratisch-galenischen Viersäftelehre, andererseits aber auch von der Lehre von den drei Prinzipien des Schweizer Naturphilosophen Paracelsus (Theophrast von Hohenheim,~1493-1541) ab. Stattdessen versucht Billich die stoffliche Welt – anders als beispielsweise Paracelsus – weniger nach intuitiven, als vielmehr nach objektiven Kriterien einzuordnen. Paracelsus gebührt das Verdienst, die auf dem Gleichgewicht der vier Körpersäfte (Blut, Schleim, gelbe Galle, schwarze Galle) beruhende antike Medizin überwunden zu haben. Jedoch galt seine Theorie von den drei Prinzipien (Salz, Schwefel, Quecksilber) ein Jahrhundert nach seinem Tode, zu Zeiten Billichs, ebenfalls als überholt.
Im Sinne einer solchen objektiven Betrachtungsweise erteilt Billich der Möglichkeit, mit chemischen Mitteln aus anderen Metallen Gold herzustellen (wie es die Alchemisten versuchten), eine klare Absage. Wohlgemerkt hing Billichs Zeitgenosse Robert Boyle (1627-1693), der im Allgemeinen als Vater der modernen Chemie gilt, der Möglichkeit, aus Metallen Gold herzustellen, noch an. Gleichwohl halten Billichs Auffassungen über die Zusammenhänge der stofflichen Welt den Vorstellungen der modernen Chemie nicht mehr stand.