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Regionalbuch des Monats April 2025

Ihr nennt es Sprache. Achtzehn Gedichte

Ihr nennt es Sprache : achtzehn Gedichte / Rolf Dieter Brinkmann. - Leverkusen : Verlag Klaus Willbrand, Remscheid 1962. - 29 ungezählte Seiten. (Texte ; 1)
LBO: 95-1726

„Ihr nennt es Sprache“ lautet der Titel der ersten selbstständigen Ver­öf­fent­lichung des aus Vechta stammenden Schriftstellers Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975). Der Gedichtband enthält 19 Gedichte in freien Rhyth­men und ist zugleich das erste – und einzige – vom Verlag Klaus Willbrand heraus­gegebene Buch. Brinkmann und Willbrand lern­ten sich während ihrer gemein­samen Zeit bei der Buchhand­lung Witsch & Co. in Köln ken­nen. Nach dem ersten Gedicht des Bandes „Beton“, dass sich mit dem Hassliebe­verhältnis Brinkmanns zu seiner Wahl­heimat Köln auseinander­setzt, befassen sich die meis­ten übrigen Gedichte mit seiner Biographie als hochbegabter, unange­pass­ter Jugendlicher aus der niedersächsischen Provinz. Besonders das Gedicht „Eingedenk schlechter Freitage“ beschreibt das Heranwachsen im länd­lichen, katholisch geprägten Milieu des Oldenburger Münsterlandes.

Rolf Dieter Brinkmann empfand insbesondere seine Schulzeit am Gymnasium Antonianum Vechta als bedrückend, wie er auch in späteren Jahren immer wieder bemerkte. In seinen letzten Schuljahren engagierte er sich fast ausschließlich im schuleigenen Debattierclub, während seine Unterrichtsfehltage anstiegen. Konsequenterweise meldete Brinkmanns Vater ihn vor dem Abitur vom Gymnasium ab, und Brinkmann begann eine Lehre beim Vechtaer Finanzamt. Auch hier fand er nicht seine Erfüllung, brach die Ausbildung ab und zog nach Köln, wo er eine Buchhändlerlehre begann, bei der er seinen späteren Verleger Klaus Willbrand kennenlernte. Deren beider erstes Buchprojekt sollte ihr letztes und auch Willbrands einziges Verlagsprodukt bleiben. Nachdem Brinkmann einige Tippfehler im ersten Gedicht von „Ihr nennt es Sprache“ entdeckt hatte, unterband er die Auslieferung der bereits gedruckten Exemplare. Sie konnten erst nach seinem Tode verkauft werden.

Der verlegerische Misserfolg „Ihr nennt es Sprache“ hielt Brinkmann indes nicht davon ab, eine Karriere als Schriftsteller zu beginnen. Kurze Zeit später folgten weitere Veröffentlichungen, von denen „Rom, Blicke“, eine Mischung aus Reisejournal, Gedichtband und Fotoalbum, als wichtigstes Werk hervorzuheben ist. Es konnte erst nach dem Tode Brinkmanns erscheinen. Er starb 1975, gerade einmal 35 Jahre alt, bei einem Verkehrsunfall in London.

Weitere Literatur über Rolf Dieter Brinkmann (Auswahl):

  • Rolf Dieter Brinkmann zum 50. Geburtstag, Bremen 1990.
  • Fauser, Markus; Niefanger, Dirk; Schönborn, Sibylle (Hrsg.): Brinkmann Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Berlin 2020.
  • Späth, Sibylle: Rolf Dieter Brinkmann, Stuttgart 1989 (Sammlung Metzler, Bd. 254).
  • Töteberg, Michael; Vasa, Alexandra: Ich gehe in ein anderes Blau. Rolf Dieter Brinkmann – eine Biografie, Hamburg 2025.

 

 

 

Stand: 19.05.2025