Regionalbuch des Monats Dezember 2024
Die Postfreimarken vom Großherzogtum Oldenburg
Mit Benutzung amtlicher Quellen / bearbeitet von Lieutenant P. Ohrt. - Leipzig : Krötzsch, 1894. - XV, 119 Seiten : Illustrationen, XIV Blätter Bildtafeln.
LBO: GE IX B 399
Der Weltpostverein kann als erste überstaatliche Organisation mit globalem Anspruch angesehen werden. Seine Gründung jährt sich 2024 zum 150. Mal.
Wie sehr wir von Kommunikation und Infrastruktur abhängig sind und wie sehr das eine nicht ohne das andere geht, fällt oft erst auf, wenn mindestens eines davon nicht mehr funktioniert. In der Zeit vor der Erfindung des Telefons und des Fernsehers (vom Internet ganz zu schweigen …) war die Post das schnellste Kommunikationsmittel, was den familiären und örtlichen Nahbereich überschreiten konnte.
Das Postwesen erlebte einen seiner größten Sprünge nach vorn dadurch, dass eine Postsendung nicht mehr vom Empfänger, sondern vom Auftraggeber bezahlt wurde. Ermöglicht wurde dies durch die Einführung der Briefmarke im Vereinigten Königreich durch Rowland Hill im Jahre 1840. Noch im selben Jahrzehnt zog das Königreich Bayern 1849 mit dem sogenannten „Bayern-Einser“ als erster deutscher Staat mit der Produktion von Postwertzeichen nach.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Deutschland ein Flickenteppich von über vierzig Einzelstaaten. Um das Postwesen zu regeln, bedurfte es einer überstaatlichen Organisation, namentlich des Deutschen Postvereins, der 1850 gegründet wurde. Die Mitgliedschaft im Deutschen Postverein setzte voraus, „sobald als thunlich“ Briefmarken herauszugeben.
Das Großherzogtum Oldenburg trat dem Deutschen Postverein zum Jahresbeginn 1852 bei und kam der Vorgabe, Briefmarken herauszugeben, umgehend nach. Somit datiert der Beginn der oldenburgischen Philateliegeschichte auf dieses Jahr.
Die Erfahrungen, die bei der Gründung des Deutschen Postvereins gemacht wurden, konnte der preußische Generalpostmeister Heinrich v. Stephan als Grundlage für die Gründung des Weltpostvereins (Union postale universelle, UPU) nutzen.
Die Einführung von Briefmarken ist einem Perspektivwechsel geschuldet, in dessen Rahmen das Augenmerk der Politik auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Postwesens gelegt wird. Der Absender als Hauptinteressent der Informationsübermittlung ist danach auch konsequenterweise derjenige, zu dessen Lasten diese Informationsübermittlung erfolgt. Laut damaligem Verständnis sollte die für die Informationsübermittlung erhobene Gebühr die betriebswirtschaftlichen Kosten nicht decken. Stattdessen sollten die Postgebühren aufgrund der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Informationsübermittlung moderat ausfallen.
Mit der Schaffung des Norddeutschen Bundes 1867 erlosch das Recht der Mitgliedstaaten auf Unterhaltung eines eigenen Postwesens und damit auch das Recht auf die Herausgabe eigener Briefmarken. Damit war die Gründung des Norddeutschen Bundes auch das Ende der eigenständigen Philateliegeschichte Oldenburgs.
Weiterführende neuere Literatur (Auswahl):
- Breiter, Steffen: Die Poststempel des Großherzogtums Oldenburg, Germering 2024.
- Vahlenkamp, Carl-Friedrich: Die Zeit der Großherzoglich Oldenburgischen Post 1815-1867. Ein Beitrag zur Postgeschichte des Landes (Oldenburger Studien, Bd. 79), Oldenburg 2014.
- Wendt, Gunnar: Das Deutsche Reich und der Weltpostverein. Motive, Konzepte und Strategien einer politikfeldspezifischen Außenpolitik 1867-1914 (Schriften des Bundesarchivs, Bd. 80), Berlin 2021.